Es stimme nicht, dass die Post-Übernahme zu überdurchschnittlichem Wachstum geführt habe, sagt der Chef des Luzerner Softwarehauses. Den Inhalt der Klage kennt er indes noch nicht.
Weder Klara noch der Post liege die Klage vor, die Abacus vor wenigen Tagen bei der Weko deponiert hatte. Dies sagte Renato Stalder, CEO des Luzerner Software-Anbieters Klara, am Donnerstag in einer virtuellen Medienkonferenz.
Er könnte dementsprechend über den Inhalt der Klage keine Aussage machen. "Wir wissen, was in den Medien stand", mehr nicht, so Stalder. Abacus, der Kläger, wirft Klara-Besitzer Post zusammengefasst vor, dass Klara auf Kosten anderer Marktteilnehmer ein überdurchschnittliches Wachstum verzeichne. Ausserdem soll der Datentransfer zwischen dem Monopolbereich der Post und Klara unterbunden werden, indem das Post-Login nicht mehr für Klara-Dienstleistungen genutzt werden darf.
Kein überdurchschnittliches Wachstum
Stalder unterstrich auf Nachfrage, dass weder die Übernahme durch die Post, noch die Einführung des gemeinsamen Logins zu überdurchschnittlichem Wachstum geführt haben. "Wir gewinnen im Schnitt rund 1000 Kunden pro Monat." Die Wachstumskurve habe Ende 2018 eingesetzt und verlaufe seitdem linear, so Stalder.
Grafik: Klara (KLP = Einführung des gemeinsamen Logins)
Er ergänzte: Generell habe ihn der Vorwurf punkto Login überrascht. Erstens seien 3rd-Party-Logins mittlerweile weiterverbreitet, zweitens würde das Post-Login nur von einem "tiefen einstelligen Prozentanteil der Klara-Kundschaft" genutzt. Überhaupt werde man demnächst mit der SwissID ein weiteres Login anbieten. "Wichtig ist, dass sich unsere Kundinnen und Kunden möglichst einfach einloggen können", warb der Klara-Chef.
Zwei Drittel der Klara-Kundschaft nutzen die Software kostenlos
Auch zum dritten Abacus-Vorwurf, Klara könne die Software aufgrund der Quersubventionierungen durch die Post-Gruppe kostenlos anbieten, nahm Renato Stalder Stellung. "Das ist nur die halbe Wahrheit." Man setze auf ein Freemium-Modell, bei dem Basisfunktionen gratis genutzt werden könnten, Premiumfeatures würden kosten.
Fakt ist jedoch, dass zwei Drittel mit den kostenlosen Basisfunktionen zufrieden sind. Von den "über 30'000" KMU-Kunden erhält rund ein Drittel eine Rechnung von uns, deren "Höhe sich im Schnitt auf 545 Franken pro Jahr beläuft", so Stalder. Er erwarte, dass der Anteil zahlender Kunden steige, dafür aber der Umsatz pro Kunde kurzfristig leicht sinke.
Insgesamt macht Klara die Hälfte des Umsatzes mit seiner KMU-Kundschaft, die andere Hälfte stammt von Partnerunternehmen wie Visa, Mastercard, Mobiliar, PWC, Zürich, Vaudoise oder Credit-Suisse. Die Gewinnschwelle will das Software-Unternehmen Ende 2024 erreichen.
Klara beschäftigt 70 Mitarbeitende in der Schweiz und 71 in Vietnam. Der Softwareanbieter betreibt 3 redundante Rechenzentren in der Schweiz.