Seit gut 10 Jahren setzen die SBB an grösseren Bahnhöfen ein System ein, mit dem beim Ein- und Ausgang und zum Teil auch im Bahnhof die Anzahl Personen gemessen werden können. Ab 2024 soll schrittweise ein neues System eingeführt werden. Den Auftrag dazu hat Swisscom Broadcast erhalten.
Wirbel um Ausschreibung
Die Ausschreibung für das neue Kundenfrequenzmesssystem hatte Anfang Jahr für viele Schlagzeilen gesorgt. An Bahnhöfen sollen Überwachungskameras mit Gesichtserkennung installiert, das Verhalten von Kunden gemessen und ausgewertet werden,
hiess es damals. Nach ersten Medienberichten über die Pläne mussten die SBB bereits
mehrfach klarstellen, dass beim neuen Messsystem für Kundenfrequenzen (KFMS 2.0) keine Gesichtserkennung zum Einsatz komme. Weiter betonte der Bahnbetrieb, dass man nichts beschaffen werde, das nicht datenschutzkonform sei.
Zuschlag an Swisscom Broadcast
Mit dem neuen System soll der Betrieb optimiert werden. Etwa geht es darum, die Reinigungspläne zu optimieren, Engpässe zu identifizieren oder sicherzustellen, dass das richtige Angebot am richtigen Ort ist.
Auf die Ausschreibung sind 4 Angebote eingegangen, wie der Publikation auf Simap zu entnehmen ist. Die Offerte von Swisscom Broadcast sei insgesamt die Vorteilhafteste gewesen und habe am meisten Punkte erhalten, so die Begründung des Zuschlags. Ausschlaggebend war demnach insbesondere das Zuschlagskriterium "Preis", bei dem Swisscom Broadcast eine hohe Punktzahl erreicht habe.
Welchen Preis Swisscom offeriert hat, ist nicht bekannt. Die Preisspanne der Angebote geht weit auseinander: Sie reicht von knapp 9 Millionen bis über 38 Millionen Franken.
Keine Segmentierung von Kundengruppen
Die ursprüngliche Ausschreibung der SBB erhielt als Option die Möglichkeit, Kundengruppen in Segmente aufteilen zu können. So sollten beispielsweise Alter und Geschlecht erkannt werden, oder ob Personen mit Gepäck unterwegs sind. Dies hat die Öffentlichkeit und die Politik auf den Plan gerufen. Es stellte sich die Frage, ob diese
Segmentierung tatsächlich nötig und relevant ist.
Von dieser Option hatte sich der Bahnbetrieb
schliesslich verabschiedet. Man werde sich auf die Kernfunktion des Messsystems fokussieren, erklärte das Unternehmen im Frühjahr.
Datenschutz-Folgenabschätzung ist öffentlich verfügbar
Die SBB teilten damals auch mit, für eingehende Angebote eine Datenschutzfolgeabschätzung erstellen zu wollen. Dies habe man auch für das Angebot von Swisscom Broadcast gemacht und dem Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragen (Edöb) vorgelegt.
Das Messsystem von Swisscom Broadcast erfasse keine personenbezogenen Daten. Personen liessen sich nicht identifizieren und Daten würden stets anonym gemessen, heisst es darin. Und weiter: "Eine Bearbeitung von Personendaten kann nicht stattfinden."
Der Edöb habe "gegen den in der Datenschutz-Folgenabschätzung beschriebenen Einsatz des Kundenfrequenzmesssystems keine Einwände", so die SBB. Die Datenschutz-Folgenabschätzung für das Projekt KFMS 2.0
stellen die SBB öffentlich zur Verfügung.