Mit einem neuen System wollen die SBB die Besucherströme an den Bahnhöfen erfassen und analysieren können. Damit soll der Betrieb optimiert werden. Etwa geht es darum, die Reinigungspläne zu optimieren, Engpässe zu identifizieren oder sicherzustellen, dass das richtige Angebot am richtigen Ort ist. Nach
ersten Medienberichten über die Pläne mussten die SBB bereits
mehrfach klarstellen, dass beim neuen Messsystem für Kundenfrequenzen (KFMS 2.0) keine Gesichtserkennung zum Einsatz komme. Weiter betonte der Bahnbetrieb, dass man nichts beschaffen werde, das nicht datenschutzkonform ist.
Nun revidiert der Konzern seine Pläne zum Teil. Denn das Thema hat die Öffentlichkeit und die Politik auf den Plan gerufen. Es stellt sich etwa die Frage, ob es nötig ist, die Kundengruppen zu segmentieren. "Inwiefern sind Geschlecht, Alter und Grösse relevant für die Messung von Kundenfrequenzen?", so eine Interpellation von Judith Bellaiche.
Diese Unterteilung der Kundengruppen ist als Option bei der neu zu beschaffenden Technologie ausgeschrieben. Davon verabschiedet sich das Unternehmen jetzt: Die Konzernleitung habe nach einer Nutzenabwägung beschlossen, sich auf die Kernfunktion des Messystems zu fokussieren, hiess es anlässlich der SBB-Bilanzmedienkonferenz. Der Entscheid sei auch wegen der Besorgnis in der Öffentlichkeit und Politik gefällt worden.
Die Ausschreibung werde jetzt entsprechend angepasst, erklärt das Unternehmen. Für eingehende Angebote will der Bahnbetrieb eine Datenschutzfolgeabschätzung erstellen. Erst nach Prüfung durch den Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten (Edöb) werde sich die SBB für ein Angebot entscheiden.
Damit verschiebt sich auch der Zeitplan. Statt wie bisher geplant im Juni 2023 erfolgt die Vergabe voraussichtlich im ersten Quartal 2024. Das neue System soll voraussichtlich ab Anfang 2025 eingesetzt werden.
Bodycams in Prüfung
Bei der Kundenfrequenz-Messung werden anders als in der Videoüberwachung keine Bilder erfasst. Unabhängig von der Frequenzmessung sind in Zügen, den Bahnhöfen und weiteren SBB-Infrastrukturen rund 2400 Videokameras im Einsatz. Auf diese Daten hat nur die Transportpolizei Zugriff, die Herausgabe von Daten an die Strafverfolgungsbehörden ist geregelt.
Künftig könnte die Transportpolizei auch mit Bodycams ausgestattet werden, wie das Unternehmen mitteilt. Den Einsatz von Bodycams haben die SBB in Abstimmung mit dem Edöb zwischen März 2017 und Januar 2018 getestet.
"Die Ergebnisse waren positiv", so das Unternehmen. Deshalb werden die Arbeiten für eine mögliche Einführung in Abstimmung mit dem Eidgenössischen Datenschützer weitergeführt. Sobald ein definitiver Entscheid über die Einführung von Bodycams gefällt werde, wollen die SBB über das weitere Vorgehen informieren.