"Durch die Volksinitiative Saferphone soll der Gesundheitsschutz vor der nichtionisierenden Strahlung (NIS), auch Elektrosmog genannt, in der Bundesverfassung verankert werden."
Dies schreibt das Komitee zum heutigen Start der Unterschriftensammlung für die Initiative, die unwissenschaftlicher und unfundierter nicht sein könnte. Im
Initiativtext steht beispielsweise wörtlich, dass die "Versorgung der Wohn- und Geschäftseinheiten mit Fernmeldediensten grundsätzlich über das Kabelnetz erfolgt". In der
Medienmitteilung hingegen ist vom Glasfasernetz die Rede.
Kabel- oder Glasfasernetz? Zu komplex!
Den Initianten scheint nicht bewusst zu sein, dass das zwei komplett unterschiedliche Technologien sind. Hinzu kommt, dass der Schutz vor nichtionisierender Strahlung in der entsprechenden Verordnung (NISV) in der Schweiz ohnehin schon strenger geregelt ist, als in zahlreichen anderen Ländern. Noch restriktivere Grenzwerte hätten zur Konsequenz, dass mehr Antennen gebaut werden müssten, um dieselbe Abdeckung wie heute bieten zu können. Ob das im Sinne des Komitees ist?
Begründet wird der Inhalt der absurden Initiative gemäss Redetext, dass der Konsum von Videos rund 70% des weltweiten Datenverkehrs ausmache und ein Grossteil davon zu Hause konsumiert werde. Tatsächlich dürften die 70% ungefähr hinkommen, je nachdem welche Statistik berücksichtigt wird. Aber angesichts des Verhaltens von Pendlerinnen und Pendlern in den Zügen darf bezweifelt werden, dass tatsächlich ein Grossteil davon daheim anfällt. Zudem möchte ich die Smartphones und Tablets sehen, die zu Hause am Router eingestöpselt werden. Denn – ich weiss nicht, ob es die Initianten wussten – auch Wlan-Router geben Strahlung ab.
Tiefere Strahlung bedeutet mehr Antennen
Ganz ausser Acht gelassen wird der technische Fortschritt jeder Mobilfunkgeneration. Dasselbe gilt für die wirtschaftliche Bedeutung von 5G. In einer
aktuellen Studie der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften heisst es etwa, dass mit der neuen 5G-Technologien bis 2030 ein zusätzlicher Produktionswert von 40 Milliarden Franken generiert werden könnte. Dies zeige, wie wichtig Konnektivität und damit auch 5G für Wirtschaft und Gesellschaft sei.
Auf der Website des Komitees habe ich jedenfalls keine einzige wissenschaftliche Quelle gefunden, die belegt, dass Strahlung schädlich sei. Auch der Verein Frequencia, der die Initiative lanciert hat, und aktuell gerade seine Website überarbeitet, verbreitet antiwissenschaftliche Theorien zu Elektrosensibilität. Ich halte es gelinde gesagt für eine Katastrophe, dass die Partei der Grünen die Initiative unterstützt.
Ähnliches Ansinnen scheiterte im Sammelstudium
Gelten lassen könnte ich einzig Kritik an der Netzwerkausrüstung mit Komponenten von Firmen aus autokratischen Ländern wie dem chinesischen Konzern Huawei. Nicht dass das per se gefährlich wäre, aber es ist zumindest umstritten. Davon ist jedoch keine Rede im Initiativtext.
Sofern es der "Saferphone"-Initiative nicht gleich ergeht wie der im Oktober 2019 eingereichten Volksinitiative "Für einen gesundheitsverträglichen und stromsparenden Mobilfunk", die bereits im
Sammelstudium scheiterte, ist sie abzulehnen. Denn gegen den Schutz vor Elektrosmog hilft ein Aluhut deutlich besser als dieser Nonsense.