Der US-Konzern Microsoft hat eine Reihe von Investitionen angekündigt und Zusagen gemacht, um das Vertrauen europäischer Kunden zu stärken. Damit will der Tech-Gigant Bedenken bezüglich der Datensicherheit und digitalen Souveränität entgegentreten.
"In einer Zeit geopolitischer Volatilität verpflichten wir uns, digitale Stabilität sicherzustellen", schreibt Brad Smith, Vice Chair und Präsident von Microsoft. "Als multinationales Unternehmen glauben wir an transatlantische Beziehungen, die gegenseitiges Wirtschaftswachstum und Wohlstand fördern."
Unsicherheiten bestehen etwa in Bezug auf das Datenabkommen zwischen den USA und der EU. Das EU-US-Data-Privacy-Framework, das den Austausch personenbezogener Daten regelt, steht auf der Kippe. US-Präsident Donald Trump hat fast alle Mitglieder eines zentralen Gremiums, das für die Überwachung des Abkommens zuständig ist, entlassen. Etliche Microsoft-Kunden befürchten deshalb, dass die Dienste des Konzerns nicht mehr den Bestimmungen der DSGVO entsprechen.
Trumps Handelskrieg hat in den USA zudem Befürchtungen geweckt, dass die EU ihr regulatorisches Vorgehen gegen die amerikanischen Technologieriesen als Mittel gegen Handelsbeschränkungen einsetzen könnte.
Investitionen in Cloud
In einem umfangreichen Blogeintrag kündigt der Microsoft-Präsident Investitionen in die europäische Cloud-Infrastruktur an. Die RZ-Kapazitäten auf dem Kontinent sollen in den kommenden zwei Jahren um 40% erhöht werden. Daneben will Microsoft in neue Länder expandieren und bis 2027 Cloud-Dienste aus über 200 Rechenzentren in Europa anbieten, wie es weiter heisst.
Zum Cloud-Angebot gehören nicht nur die Public-Cloud-, sondern
auch Sovereign-Cloud-Rechenzentren. Dazu ist Microsoft beispielsweise in Frankreich und Deutschland Partnerschaften eingegangen. Gleichzeitig wolle man das Ökosystem weiter ausbauen. Lokale Provider sollen Microsoft-Software und -Services auf deren Cloud-Infrastruktur anbieten – "zu günstigeren Konditionen, als wir sie über Amazon und Google zur Verfügung stellen", verspricht Smith.
"Wir respektieren Gesetze in Europa"
In seinem Blogbeitrag betont Smith zudem, europäische Werte zu respektieren und europäische Gesetze einzuhalten. Dazu gehörten auch das europäische Wettbewerbsrecht und der Digital Markets Act der EU. "Wir verpflichten uns nicht nur, eine digitale Infrastruktur für Europa aufzubauen, sondern auch die Rolle zu respektieren, die die Gesetze in Europa bei der Regulierung unserer Produkte und Dienstleistungen spielen."
Digitale Resilienz und europäisches Board of Directors
Um den Befürchtungen entgegenzutreten, die Trump-Regierung werde sich Zugang zu Daten aus Europa verschaffen, bietet Microsoft künftig zusätzliche Sicherheits- und Verschlüsselungsoptionen an. Damit könne verhindert werden, dass Dritte, einschliesslich Microsoft, auf Kundendaten zugreifen können. Dabei werde sichergestellt, dass die Daten in einer vertrauenswürdigen Umgebung verarbeitet werden, die der Kunde allein kontrolliert.
"Wir haben unser Versprechen, die Daten unserer europäischen Kunden zu schützen, mit unseren 'Defending-Your-Data'-Schutzmassnahmen kodifiziert. Darin haben wir uns verpflichtet, jede behördliche Anfrage von Daten des öffentlichen Sektors oder von Unternehmenskunden in der EU anzufechten, wenn wir eine rechtliche Grundlage dafür haben", schreibt Brad Smith.
Er kündigt zudem ein europäisches Board of Directors an, das sich ausschliesslich aus europäischen Staatsbürgern zusammensetze. Dieses solle die hiesigen Rechenzentren und Unternehmenseinheiten überwachen.
(Mit Material von Keystone-sda)