Die Branchenorganisation des öffentlichen Verkehrs, Alliance Swiss Pass, prüft ein rein digitales Ticketsystem namens "Myride", wie '
Watson' zuerst berichtete. Damit sollen Reisende beziehungsweise deren Smartphones automatisch getrackt werden, in welches Verkehrsmittel sie einsteigen und wohin sie fahren. Abgerechnet wird ebenfalls per Smartphone – Passagiere sollen sich um nichts mehr kümmern müssen.
ÖV-Branche will eigene Lösung entwickeln
Details sind einem "Request for Information" (RfI) der Alliance Swisspass auf der Ausschreibungsplattform Simap zu entnehmen. "Die automatische Reiseerfassung hat sich inzwischen als ein wichtiger Vertriebskanal etabliert und dürfte voraussichtlich in der Zukunft der bedeutendste Vertriebskanal im ÖV werden", heisst es dort beispielsweise. Angesichts dieser Entwicklung wolle die ÖV-Branche mehr Einfluss auf die "strategische Steuerung und Weiterentwicklung der automatischen Reiseerfassung" erlangen. Das dürfte dem bisherigen Lieferanten einer vergleichbaren Technologie, Fairtiq, nicht unbedingt gefallen.
Im Rahmen des RfIs will die Organisation herausfinden, welche Anbieter entsprechende Ortungssysteme entwickeln und wie genau die verschiedenen Systeme funktionieren und ob dafür allenfalls Bluetooth-Beacons eingesetzt werden können. Zudem soll geprüft werden, welche Massnahmen ergriffen werden müssen, um "die Qualität für einen erfolgreichen flächendeckenden Einsatz als Ticketing-System zu gewährleisten". Gewährleistet werden soll offenbar auch die Anonymität der Reisenden. Die entsprechenden Möglichkeiten sollen zumindest geprüft werden.
Feldtest im Frühjahr 2024
Nun liegt es an den Anbietern, den Fragenkatalog zu beantworten und sich entsprechend zu positionieren. Die Frist zur Einreichung der Antworten endet diesen Monat. Gesucht ist offenbar ein Unternehmen, welches gemeinsam mit Alliance Swisspass eine eigene, neue Lösung entwickelt. Laut dem RfI müssen die Anbieter beantworten, ob sie "als Entwicklungspartner für eine potenzielle künftige brancheneigene Lösung zur Reiseerfassung zur Verfügung stehen".
Der avisierte Zeitplan ist ambitioniert: Von Februar bis April 2024 sollen die Ortungssysteme für den Feldtest vorbereitet werden. Die Durchführung dieses Tests ist von Mitte April bis Ende Mai des kommenden Jahres geplant.
Parallel dazu bauen die SBB in allen Wagen Bluetooth-Sender ein, wie 'Watson' schreibt. Dadurch werde sich die Qualität der Standortdaten stark verbessern. Dank diesen könne erkannt werden, ob jemand noch im Zug sitze oder bereits ausgestiegen sei. Passagiere müssten die Reise anders als heute nicht mehr in der App starten. Bereits seit längerem werden Züge bereits
mit WLAN-Zugängen ausgestattet.