Der ehemalige Lieferant des Zürcher Kapo-Trojaners ist Geschichte

29. Mai 2020 um 15:28
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Hacking Team soll nach allerlei Turbulenzen am Ende sein. Dies zumindest behauptet der ehemalige CEO.

"Hacking Team is dead. Definitely dead", schreibt David Vincenzetti, der ehemalige CEO des Unternehmens, auf Linkedin. Hacking Team kannte man vor allem wegen seiner Spionage-Software, die bei einigen repressiven Staaten im Einsatz war. In der Schweiz erlangte die italienische Firma zweifelhafte Berühmtheit, weil sie ihren Trojaner "Galileo" der Kantonspolizei Zürich verkauft hatte.
Die Geschäfte mit Staaten wie Südkorea, Sudan oder Russland hatten Hacking Team den Titel "Feind des Internets" eingebracht. Verliehen wurde dieser von der Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen. Schliesslich wurden mit der Software nicht zuletzt missliebige Journalisten überwacht.
Die Geschichte von Hacking Team war bewegt: 2003 in Mailand gegründet, stieg das Unternehmen mit seiner Spionage-Software auf und zählte schliesslich diverse Staaten zu seinen Kunden. 2015 wurde die Firma gehackt und um Daten im Umfang von über 400 GB erleichtert, darunter auch Quellcode von Überwachungstools sowie E-Mail-Verkehr mit Regierungen. Daraus ging auch hervor, dass das Eidgenössische Justiz- und Polizei-Departement EJPD Interesse am Staatstrojaner gezeigt hatte.
Daraufhin hörte man lange nichts mehr vom Unternehmen, bis es 2019 aufgekauft wurde, wie 'Heise' berichtet. Mit dem Käufer, der Überwachungsfirma Inthecyber, sollte es unter dem Namen Memento Labs zu neuen Höhen aufsteigen. CEO Vincenzetti, der nun die Todesanzeige auf Linkedin publiziert hat, stieg damals aus.
Ob nun auch der Nachfolger von Hacking Team gestorben ist, wird aus dem Eintrag von Vincenzetti nicht klar. Dies sei aber durchaus möglich, spekuliert etwa 'Heise' und verweist auf einen 'Vice'-Artikel. In diesem wird von einem angeschlagenen Unternehmen berichtet, das nicht mehr konkurrenzfähig sei. Offenbar gehen die Probleme auf interne Querelen zurück, die nicht zuletzt damit zu tun haben, dass sich Angestellte noch immer loyal zum ehemaligen CEO zeigen.

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