Eschenmoser-Angestellte drohen mit Warnstreik

28. August 2006 um 09:09
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    Die Gewerkschaft Unia droht mit einem Warnstreik, sollte Fust bis Mittwoch keine besseren Arbeitsverträge für die ehemaligen Eschenmoser-Angestellten garantieren.

    Die Gewerkschaft Unia droht mit einem Warnstreik, sollte Fust bis Mittwoch keine besseren Arbeitsverträge für die ehemaligen Eschenmoser-Angestellten garantieren.
    Die Jelmoli-Tochter Fust scheint nach der Übernahme des Zürcher Unterhaltungselektronik-Discounters Eschenmoser Mitte Mai den Verkäufern viel schlechtere Arbeitskonditionen anzubieten. Die Gewerkschaft Unia beschuldigt Fust, den 125 Eschenmoser-Angestellten missbräuchlich gekündigt zu haben. Gewerkschafter Roman Burger sagte gegenüber der 'Sonntagszeitung': "Fust ist den Arbeitgeberpflichten bei Massenentlassungen nach OR 335 nicht nachgekommen und hat weder die Behörden informiert noch ein Konsultationsverfahren bei den Arbeitnehmenden durchgeführt."
    Schlechtere Konditionen
    Die Gewerkschaft kritisiert, dass der neue leistungsabhängige Fust-Arbeitsvertrag Lohneinbussen bis zu 20'000 Franken, weniger Ferien und längere Arbeitszeiten bedinge. Jelmoli-Generalsekretär Daniel Gfeller bestätigt gegenüber inside-channels.ch die Angaben zum grossen Teil: "Es ist richtig, dass die ehemaligen Eschenmoser-Angestellten bei Fust weniger Ferien haben (vier statt fünf Wochen) und mehr arbeiten müssen (43,5 statt bisher 41 Stunden pro Woche)." Es sei aber auch so, dass der Verdienst bei Fust dank einer Umsatzbeteiligung besser sei als bei Eschenmoser.
    Roman Burger widerspricht Gfeller. Gegenüber inside-channels.ch sagt er, die Umsatzbeteiligung betrage gerade mal 1 Prozent. "Ein sehr guter Verkäufer, der einen Umsatz von 100'000 Franken erreicht, käme so auf einen Lohnaufschlag von 1000 Franken. Dafür muss er aber wirklich sehr gut sein", sagt Burger. Zudem müsse man bedenken, dass der Fust-Bruttolohn für Verkäufer nur 1300 Franken betrage. Realistischer sei deshalb, dass der neue Lohn bis zu 30 Prozent tiefer sei als der bisherige bei Eschenmoser. Der Lohnabbau sei bei den ersten Lohnzahlungen im Juli bereits ersichtlich gewesen.
    Gemäss 'Sonntagszeitung' haben Eschenmoser-Angestellte die Wahl, zu den bisherigen oder neuen Vertragsbedingungen zu arbeiten. Jedem Mitarbeitenden werde bei einem Wechsel auf einen neuen Vertrag bis März 2007 im Minimum das bisherige Lohnniveau garantiert. Der ehemalige Preisüberwacher und SP-Nationalrat Werner Marti, der Fust gegen die Gewerkschaft vertritt, findet das eine "faire Lösung."
    Burger findet das allerdings alles andere als fair. Die Gewerkschaft ermittelte durchschnittliche Lohneinbussen von monatlich 900 Franken. Fust widerspricht und meint, die Lohnsumme der alten Eschenmoser-Verträge sei im Juli um durchschnittlich 11 Prozent unter dem Fust-Niveau gelegen. Laut Burger sei dieser Wert mit kurzfristigen Versetzungen von gut verdienenden Kaderleuten von Fust zu Eschenmoser künstlich erhöht worden.
    Warnstreik angedroht
    Die Fronten sind verhärtet. Unia droht diese Woche mit einem Warnstreik, sollten bis Mittwoch nicht die alten Arbeitsbedingungen für Zürich, Bern, Basel und St. Gallen wieder eingeführt werden. Daniel Gfeller von Jelmoli sagt, nur einige Angestellten in Zürich seien mit den neuen Konditionen nicht einverstanden. Burger bestätigt, dass der Widerstand in Zürich am grössten sei. Man habe jedoch Kontakte zu allen Filialen. Wenn Fust am Kahlschlag festhalte, müssten "Kampfmassnahmen" ergriffen werden, so Burger gegenüber inside-channels.ch.
    Rechtsanwalt Werner Marti sagte heute in einen Interview in der 'Südostschweiz', dass bei einem Warnstreik seine Vermittlung gescheitert sei. "Wenn es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommen sollte, vertrete ich Fust nicht. Das habe ich sowohl gegenüber Fust, wie auch gegenüber der Unia klar festgehalten", so Marti. Der "Anwalt der kleinen Bürger" glaubt, dass die neuen Verträge besser seien für die Angesellten. "Meinen Sie, ich würde es vertreten, dass jemand nur 2500 Franken verdient? Sicher nicht.", so Marti in der 'Südostschweiz'. (Maurizio Minetti)

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