inside-channels.ch überlebt E-Business-Hölle

9. Dezember 2005 um 18:12
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Und hier noch unsere Freitagabend-Nachricht

Und hier noch unsere Freitagabend-Nachricht
Online einkaufen ist geil. Und wenn man Journalist ist, ist Online-Shopping manchmal nicht nur geil, sondern auch sehr günstig. So gibt es bei Hewlett-Packard Schweiz einen Internet-Shop nur für die Journaille. Die Preise und die Auswahl in dem Shop (wofür brauchen Journis um Gottes Willen ein SAN?) sind wirklich gut. So gut, dass sich sogar ein höheres HP-Kader beim Schreibenden erkundigte, ob er nicht für ihn vielleicht so ein Home-PCli organisieren könne. Würden wir doch glatt machen.
Also dann machten wir uns des Nächtens auf ins Netz der Netze, um einen Heim-Cömpi, einen Drucker und äs bitzeli Toner zu posten. Flugs die Login-Daten eingetippt, PC ausgesucht, technische Daten studiert, mal schnell bei Steg und Dell vorbeigesurft, um zu checken, ob die Preise wirklich so gut sind (sie sind), klick klick klick, ok ok ok, Kreditkarten-Nummer rein und hopp. Wir freuen uns auf die Lieferung.
Aber haaaaalt - wie weiss HP überhaupt, wohin das Zeugs zu schicken ist? Also zurück, Account anschauen, Adresse ausfüllen, Mail an den Support, dass Adresse erst nachträglich eingegeben wurde: "Bald kommt mein Cömpi."
Der kommt aber nicht, sondern ein kryptisches Mail: "We unfortunately have to inform you, that we were not able to verify the data of your order xxx at HP Store for Swiss Press and we therefore could not process it any further." In dem Mail gibt es eine 800-Nummer, die rufen wir an. "Sunrise, äh Hewlett-Packard, min Namä isch Heiri Müller grüezi" Herr Müller konnte mir nicht weiterhelfen, alle "Techniker" seien in einer Schulung, dass ich keinen Techniker brauche, versteht Herr Müller nicht. Er verspricht einen Rückruf.
Der Rückruf kommt dann tatsächlich auch - immerhin. Eine nette Dame, Bauerntochter vom Lande, wie sie mir später anvertraut und diesmal tatsächlich von HP, telefoniert in die Redaktion. Ich bin nicht da, Rückruf, sie ist nicht da, Rückruf, ich bin nicht da, Rückruf - Ha! - wir haben uns gefunden. Die Lady verkauft mir noch ein Kabeli zusätzlich (meine Frage, ob sie gerade in einem Upselling-Kurs gewesen sei, will sie nicht beantworten), schenkt mir das Porto, verifiziert alle meine Adressdaten, nochmals die Kreditkarten-Nummer - ja - wofür machen wir denn E-Business?
So, nun muss der Cömpi aber kommen, denke ich. Der kommt am nächsten Tag aber nicht, sondern - ein Anruf von HP. Schade, diesmal ist es nicht die Bauerntochter - ich kaufe nix mehr zusätzlich - nein die Dame will nur nomol sicher gehen, dass es mich gibt und dass unser Büro tatsächlich an der Kanzleistrasse in Zürich und meine Heimadresse und Kreditkartennummer...
Gut - jetzt kommt er aber, der Cömpi, denke ich. Tatsächlich - nur noch einmal schlafen und schon läutet der Transporteur und bringt eine Kiste. Eine Kiste - ich will aber mindestens drei. Kein Lieferschein, keine Packliste, kein Hinweis, dass noch mehr kommt. Ich unterdrücke meinen Impuls die 800-Nummer oder gar die charmante Bauerntochter anzurufen - wird schon kommen, das Zeugs. Kommt auch brav am nächsten Tag. Auspacken, Einstecken, läuft. Toll.
Der Handel muss keine Angst vor HPs Direktgeschäft haben
Da E-Business-Erlebnis mit HP hat mein betriebswirtschaftliches Hirn in Bewegung gesetzt. Sagen wir, das Zeugs kostete alles zusammen 2000 Franken. HPs Marge beträgt vielleicht 7 % - also 140 Franken. Meine Bestellung hat ein automatisiertes (?) Mail (1 Franken) und 6 Telefonanrufe (à 20 Franken) ausgelöst. Dazu kommen noch zusätzliche Versandspesen durch die Teillieferung (30 Franken). Mein E-Business löste bei HP also Kosten von 151 Franken aus.
Nein - der PC-Handel muss nicht wirklich Angst vor den Direktverkäufen der Hersteller über Internet-Shops haben. Oder? (Christoph Hugenschmidt)

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