Leider Nein (heute mit Neusprech)

25. November 2011 um 17:22
  • kolumne
  • leider nein
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Und hier noch unsere Freitagabend-Nachricht.

Was leben wir in einer schönen Welt: Herzige Lichterketten schlängeln sich um die künstlichen Bäumchen vor der Edel-Beiz vis-à-vis, nette Leute rufen an und erzählen lustige Geschichten ("Die machen so viel Shit, dass einem ein Bart wächst.") und wenn wir dann endlich dem Büro entrinnen, so sind wir sicher - selbst und vor allem im wilden Kreis 4, denn da sorgt besonders viel Polizei für uns brave BürgerInnen und schützt uns vor allem Unbill. Die Polizei ist schlau, schlauer als man denkt, und wer zum Beispiel glaubt, er könne mittels Skype verschlüsselt und übers Internet mit seinen Komplizen palavern und böse Pläne aushecken, der hat sich getäuscht. Denn die schlaue Polizei hat schon lange einen Staatstrojaner auf des Bösewichts PC installiert und hört - sozusagen mittels Spionagesoftware im Mikrofon sitzend - mit. Doch was schreib ich da von Staatstrojaner und Spionagesoftware? Trojaner, Viren, Botnetze, Command&Control Server, Würmer, Keylogger, Driveby-Infection und Exploits: Das haben nur die Bösen. Die Guten haben solches nicht in ihrem Arsenal, sie haben "GovWare", wie wir vorgestern einer Medienmitteilung des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements entnehmen durften.
"GovWare" tönt schön wie "eGov" und ist lieb. "GovStick" ist der Polizeiknüppel und wenn er "eGovStick" heisst, ist noch eine "SuisseID" auf der USB-Extension drauf. "GovGas" ist das Zeugs, mit dem man sich Demonstrationen vom Leibe hält, "GovClip" die Handschelle, "GovWave" das Funkgerät und "GovGum" ist - nein, nicht was sie glauben - sondern, das in unserem Quartier bevorzugte polizeiliche Instrument zur Distanzwahrung. Wenn Bundespolizist Rüdisühli seiner Frau sagt: "Schaatz, ich fahr jetz los zur GovWareConf im GovCentre" tönt das halt einfach seriöser als: "Schaatz, ich bin dann mal am Trojaner-Stammtisch im Hofbräuhaus".
Seriosität ist eben wichtig - gerade in der Kommunikation. So fühlt man sich von der Mitteilung mit dem Titel "Professionelle Stakeholderkommunikation & Beziehungspflege - Diözese Graz Seckau" angesprochen und liest weiter: "Bisher wurde im Bereich Kommunikation in der Diözese Graz Seckau mit vielen verschiedenen Software-Systemen gearbeitet, um Daten zu erfassen und zur weiteren Bearbeitung zu verwenden: Katholikendatenbank, Human Resources, Excel-Dateien, u.v.m. Der Target Manager, First in bringing your message to people, verbindet hier die bestehenden Systeme mit den neuen und individuellen Anforderungen der Organisation." Wir sind beeindruckt und fragen uns, ob "Katholikendatenbank" und "Target Manager" etwa mit "GovWare" zu tun haben könnten.
Es hat: "Für die Dözese waren insbesondere die Auswertbarkeit und die vollständige Darstellung der Historie wichtig", sagt Dr. Georg Plank von der Diözese zu sich selbst.
Und während wir über den Zusammenhang zwischen "GovWare" und "GottWare" sinnieren, schreibt uns Mareike O. in einem Mail zum Thema "Kapitalismus 2.0": "Wenn Sie uns im Rahmen Ihrer Online-Medien 'einbetten', freuen wir uns sehr und bitten um Info, damit wir diese Links über unsere Social Media Kanäle (Twitter, Facebook) auch entsprechend weitertransportieren können."
Hey Mareike! Bist du sicher? (Christoph Hugenschmidt)

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