Ab nächster Woche kann man sich in der Stadt Zürich Waren von den kleinen Helfern bringen lassen.
Die Post führt erneut einen Test mit Lieferrobotern der englischen Firma Starship Technologies durch. Diese bringen in den nächsten Wochen online bestellte Waren vom Warenhaus Jelmoli zu Kunden im Stadtzentrum von Zürich.
So sei es beispielsweise möglich, sich ein Picknick auf eine Parkbank am See oder das neue Hemd direkt ins Büro liefern zu lassen, teilten die Schweizerische Post und Jelmoli vor den Medien in Zürich mit. Kurz vor Ankunft des Roboters erhalte der Kunde ein SMS, mit dem sich das Transportfach öffnen lasse.
Beliefert werden Teile der Stadtkreise 1, 2, 3 und 9. Die Bahnhofstrasse sei indes ausgenommen, sagte Jelmoli-E-Commerce-Chef Marc Huber am Rande des Medienanlasses im Gespräch mit der Nachrichtenagentur 'sda': "Wir wollten den Lieferroboter nicht ins Getümmel der Rushhour stürzen."
Der Lieferradius ist auf fünf bis sechs Kilometer um das Warenhaus Jelmoli beschränkt. Eine so lange Fahrt dürfte etwa zwei Stunden dauern. So lange hält der Akku. Die Höchstgeschwindigkeit sei sechs Kilometer pro Stunde, sagte Post-Entwicklungschefin Claudia Pletscher. Die effektive Durchschnittsgeschwindigkeit im Einsatz dürfte etwa halb so hoch liegen.
Ort auf Google Maps eingeben
Ab dem nächsten Montag können Kunden sechs Wochen lang ihre Waren aus dem Jelmoli-Onlineshop per Lieferroboter zu sich bringen lassen. Dazu müssen sie am Ende der Bestellung auf Google Maps ihren Zustellort mit der schwarzen Nadel setzen. Dann erhält das Wägelchen die Koordinaten und fährt los.
Für die Orientierung sind neun Kameras, acht Ultraschallsensoren zur Erkennung von Hindernissen vorne und Radar eingebaut. Zusätzlich hat der Roboter eine GPS-Ortung. Sollte er einmal eine Verkehrssituation nicht beurteilen können, kann er Unterstützung von einem Tele-Operateur anfordern.
Während der Testphase bekommt der Roboter bei jeder Lieferung eine Begleitperson, die im Notfall auch noch eingreifen kann. Unterwegs ist der Lieferroboter auf Gehsteigen und in Fussgängerzonen.
Strassenüberquerungen seien die grösste Herausforderung, sagte Pletscher bei einer Testfahrt vom Jelmoli zur Bar El Lokal. Die Kameras würden erkennen, ob eine Ampel rot oder grün sei. Der Roboter sei defensiv eingestellt und lerne selber hinzu. Passanten lasse er den Vortritt, sagte Pletscher.
Bei der Testfahrt zeigte sich, dass die Einstellung fast zu defensiv ist: Bis der Roboter losfuhr, war eine Ampel schon auf Gelb gesprungen und erst bei Rot erreichte er die andere Strassenseite. Die Autos mussten warten. Auch wenn viele Fussgänger unterwegs sein sollten, dürfte das Gefährt kaum noch vorwärtskommen, weil er ständig anhält.
1000 Kilometer unfallfrei
Es habe damals kleine Kinderkrankheiten wie etwa einen überraschend hohen Pneuverschleiss gegeben. Die habe man beseitigt.
Nun gehe es in der zweiten Phase um die Einbindung der Technologie in bestehende Logistikketten, sagte Pletscher. Man wolle die Roboter im echten Auslieferdienst für Kunden testen und Erfahrungen sammeln. Insgesamt kämen drei Roboter zum Einsatz. Je nach Nachfrage im Onlineshop könne die Flotte aufgestockt werden.
Noch kein definitiver Einsatz
Man werde nicht gross Werbung für die Belieferung mit den Robotern machen, sagte Huber von Jelmoli. Zum einen sei die Pilotphase mit sechs Wochen sehr kurz. Zum anderen wisse man nicht, wie viele Fahrten pro Tag möglich seien. "Wir rechnen mit fünf bis zehn Touren pro Tag", sagte Huber. Nach zwei Stunden muss die Batterie für 45 Minuten aufgeladen werden.
Transportieren kann das Gefährt maximal zehn Kilogramm. Das Transportfach hat etwa Platz für eine Bierkiste. Für die Kunden ist die Lieferung gratis. Jelmoli bezahle der Post die Paketlieferpreise.
Nach dem Test werden die Gefährte aber nicht definitiv bei Jelmoli zum Einsatz kommen. Dies sei nicht geplant, sagte Huber. Die Batterie sei noch etwas schwach. (sda/ts)