Welche Informatiker im Kanton Zürich stempeln gehen

13. August 2020 um 12:29
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Es sind nicht die "50plus", die sich nun vermehrt beim RAV melden, sondern zuerst Jüngere mit einem höheren Abschluss. Das zeigen unsere exklusiven Analysen.

Der Kanton Zürich meldet einen markanten Zuwachs an arbeitslosen Informatikern während der letzten 12 Monate. Im Juli 2019 waren noch 559 Informatiker im Kanton Zürich arbeitslos gemeldet, im Juli 2020 sind es nun 854, meldet das kantonale Amt für Wirtschaft und Arbeit AWA.
Damit nahm die Arbeitslosigkeit in Informatikberufen um 52,8% zu, das ist ein Rang im Mittelfeld. In anderen Berufsfeldern und Branchen ist entweder ein wesentlich niedrigeres Wachstum an Arbeitslosen zu bilanzieren (Versicherungen plus 17,6%) oder ein viel höheres (Gastgewerbe plus 116,3%).
Insgesamt werden seit Beginn der "Corona-Lockdown-Phase" jeden Monat etwas mehr arbeitslose Informatik-Fachleute verzeichnet: im April 2020 waren 793 beim RAV gemeldet, im Mai 815 und im Juni 847.
Welche Informatik-Berufsbilder wie stark unter den Arbeitslosen vertreten sind, wird vom AWA nicht ausgewiesen, aber auf Anfrage erhielten wir eine Momentaufnahme des Alters der auf dem RAV gemeldeten Informatiker mit Zahlen zum Juni.
Es zeigt sich, dass zumindest in der "Corona-Kurzarbeitsphase" keine Altersdiskriminierung belegbar ist: Es müssen nicht primär vermehrt Informatiker "50plus" aufs RAV. Die Zahl arbeitsloser Informatiker stieg vor allem bei den 20- bis 34-Jährigen im selben Monat höher als in den beiden Vorjahren.
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Neu ist allerdings auch, dass die Zahl der 50- bis 64-jährigen arbeitslosen Informatiker höher ist als im Monat Juni der Jahre 2018 und 2019. In absoluten Zahlen waren die meisten stempelnden Informatiker zwischen 35 und 49 Jahre alt.
Dabei gibt die Grafik des AWA Zürich die Arbeitslosigkeit in den unterschiedlichen Gruppen "akademische" und "technische" Fachkräfte nicht separat wieder, sondern zusammengefasst.

Ist das ein anhaltender Trend?

Splittet man diese nach der Schweizer Berufsnomenklatur CH-ISCO-19 als "akademische Informatikberufe" und "Techniker”, so zeigt sich, dass die "Akademiker" viel zahlreicher arbeitslos gemeldet sind als die "Techniker". Zwei Drittel der Arbeitslosen sind in "akademischen Berufsfeldern" und sie wären nach allgemeiner Meinung speziell begehrt – denn 50% aller Stellensuchenden haben einen Uni-, FH- oder HF-Abschluss.
Wieviele arbeitslose Informatiker derweil ausgesteuert wurden, zeigt die AWA-Statistik nicht an.
Prognosen zur Arbeitsmarktentwicklung macht das AWA noch keine. "Ob es sich dabei um einen anhaltenden Trend handelt, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen", so eine Sprecherin.
Betrachtet man den kantonalen Arbeitsmarkt insgesamt, so konstatiert man, dass die Arbeitslosenquote im Kanton Zürich zum dritten Mal in Folge 3,2% betrug (plus 60% seit Juli 2019).
Eine deutliche Erholung der Lage auf dem Arbeitsmarkt sei derzeit nicht erkennbar, bilanziert das AWA. "Die Beschäftigungsaussichten der Zürcher Unternehmen deuten darauf hin, dass in den kommenden Monaten ein weiterer Stellenabbau stattfinden könnte."

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