Eine in die Jahre gekommene Fachanwendung für die Fallbearbeitung behindert offenbar seit Monaten die Aargauer Friedensrichterinnen und -richter. Als im vergangenen Jahr die Notebooks auf Windows 11 aktualisiert werden sollten, habe es die ersten Probleme gegeben, berichtet die '
Aargauer Zeitung' (Paywall).
Der Softwareentwickler habe zwar versichert, seine Fachanwendung für Windows 11 anzupassen. Tatsächlich geschehen sei aber bis anhin nichts. "Bei jedem Fall traten massive Mängel auf, so dass die Fälle an den Schlichtungsverhandlungen nicht mehr erledigt werden konnten", bestätigte Patrik Schibli, IT-Verantwortlicher beim Verband Aargauischer Friedensrichter, gegenüber der Zeitung.
Gesetzesrevision und Wartungsende
Die Migrationsprobleme seien nicht die einzigen Herausforderungen, mit denen sich die Richterinnen und Richter herumschlagen müssen, wie es weiter heisst. In der Software fehlten bis heute die neuen gesetzlichen Grundlagen, die sich aus der per 1. Januar 2025 revidierten Zivilprozessordnung ergeben. Wie die Zeitung schreibt, hätte die Herstellerfirma die Umsetzung bis Ende des 2. Quartals in Aussicht gestellt. Übergangsweise sei den Userinnen und Usern angepasste Vorlagen bereitgestellt worden, welche die Arbeit erleichtern sollen.
Ein Ende des Leidenswegs scheint indes absehbar, so die 'Aargauer Zeitung'. Denn der Softwarehersteller habe den Wartungsvertrag für die Fachanwendung per 31. Dezember 2025 gekündigt. Dann sei die Lösung am Ende ihres Lebenszyklus und werde nicht mehr weiterentwickelt.
Diesem Umstand wollten die Aargauer IT-Verantwortlichen begegnen, indem sie den Friedensrichterinnen und -richter die Software Juris 4.0 zur Verfügung stellen, die auch von den Aargauer Gerichten eingesetzt werde. Wie es in dem Bericht weiter heisst, wird der Plan allerdings nicht umgesetzt. Denn auch
Juris 4.0 nähert sich dem Lebensende. Per 31. Dezember 2028 werde auch die Gerichtslösung abgestellt.
Die Gerichte des Kantons arbeiteten aktuell "mit hoher Priorität" an der Erstellung der Submissionsunterlagen zur Ablösung der beiden Fachapplikationen. Anschliessend würde nötigenfalls eine öffentliche Ausschreibung folgen. Gerichtssprecherin Jacqueline Keller zeigte sich in der Zeitung zuversichtlich, dass die Ablösung der beiden Systeme zeitgerecht erfolgen werde.