Wie geht es mit der Gerichtssoftware Juris weiter?

3. Februar 2025 um 13:59
letzte Aktualisierung: 6. Februar 2025 um 15:24
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Foto: Alexander Mils / Unsplash

Vor einem Jahr wurde Juris von Abraxas an Logobject verkauft. An einem Event zeigte der neue Besitzer, wie er die veraltete Soft­ware­lösung weiterentwickeln will.

Ende 2023 hat Abraxas seine Produktsparte Juris an das IT-Unternehmen Logobject abgetreten. Dem Verkauf vorausgegangen waren Verzögerungen und Schwierigkeiten bei der Weiterentwicklung der Fachapplikation für Gerichte und Staatsanwaltschaften. Besonders davon betroffen war der Kanton Zürich, der mit "Juris X" eine Nachfolgelösung für eine veraltete Eigenentwicklung schaffen wollte.
Bei dem Projekt wurden mehrere Meilensteine nicht erreicht und es ver­zögerte sich um Jahre. Schlussendlich kürzte der Kantonsrat das Budget für das IT-Vorhaben und verhängte einen Marschhalt. Im Nachgang schrieb die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Kantons Zürich, dass das Er­neu­erungs­projekt ein "Scheitern mit Ansage" gewesen sei.

Veraltete Technologie ersetzen

Die Kohlen aus dem Feuer holen muss jetzt der neue Anbieter, der die Softwarelösung übernommen hat. Laut früheren Aussagen von Abraxas hält Juris einen Marktanteil von rund 40% und zählt damit zu den meist­ge­nutzten Fachapplikation der Schweizer Justiz. An einer Veranstaltung in Opfikon hat der Zürcher IT-Dienstleister Logobject deshalb eine Roadmap für die Weiter­ent­wick­lung der Gerichtssoftware präsentiert.
"Ein Grossteil der Technologie stammt noch aus den 90er-Jahren", sagte Logobject-CEO Roberto Rossi zu "Juris 4". Deshalb soll die Software bis zur Ablösung durch die webbasierte Nachfolgelösung "MyAbi Juris" nur noch gewartet werden. Bis dahin sollen "MyAbi Juris" und "Juris 4" synchron betrieben werden.

Go-live in 2028

Ein fertiges Produkt gebe es zwar noch nicht, sagte Rossi. Man arbeite jedoch mit Hochdruck an der Entwicklung, die bis 2028 abgeschlossen sein soll. Bis dann soll eine Browser-basierte Fachapplikation bereitstehen, die eine Trennung von Applikations- und Datenbankservern ermögliche. Weiter soll eine Anbindung an die bundesweite Justizplattform Justitia 4.0 und eine rollenbasierte Identitäts- und Sicherheitsverwaltung eingeführt werden.
In den Übergangsjahren bis 2028 sollen jährlich neue Features hinzukommen. Für 2025 sind der Anschluss an Justitia 4.0, das Informationssystem Justiz­voll­zug (IS-JV) und die Gerichte vorgesehen. 2026 sollen dann die Strafverfolgung, der Vollzug sowie zahlreiche Schnittstellen folgen. Für 2027 sind die Buchhaltung sowie weitere übrige Funktionen geplant.

Gemeinsame Pilotprojekte

Für die Weiterentwicklung sei man auch auf das Mitwirken der Gerichte und Staatsanwaltschaften angewiesen, sagte Rossi. Dabei konnte Logobject den Kanton Schaffhausen, den Kanton Tessin sowie das Bundesverwaltungsgericht für eine Teilnahme an einem Pilotprojekt gewinnen. Sie arbeiten jetzt mit dem IT-Dienstleister zusammen, um "MyAbi Juris" bis 2028 mit allen vorgesehenen Funktionen zum Laufen zu bringen.
Im Kanton Zürich läuft derzeit die Beschaffung einer Nachfolgelösung für die bestehende Eigenentwicklung. An interessierten Kunden dürfte es Logobject aber trotzdem nicht mangeln. So dürfte beispielsweise der Kanton Thurgau, der erst kürzlich einen Auftrag für Betrieb und Wartung von "Juris 4" vergeben hat, an einer Nachfolgelösung interessiert sein.
Update 5.2.: In der ursprünglichen Version dieses Textes hiess es, dass der Kanton Zürich eine neue Fachapplikation für die Gerichte und Staats­an­walt­schaften beschaffen hat. Diese Fachapplikation betraf allerdings den Justiz­vollzug. Die Ausschreibung für die Staatsanwaltschaften und Gerichte läuft noch. Der Text wurde entsprechend korrigiert.

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