Ende 2023 hat Abraxas seine Produktsparte Juris an das IT-Unternehmen Logobject
abgetreten. Dem Verkauf vorausgegangen waren Verzögerungen und Schwierigkeiten bei der Weiterentwicklung der Fachapplikation für Gerichte und Staatsanwaltschaften. Besonders davon betroffen war der Kanton Zürich, der mit "Juris X" eine Nachfolgelösung für eine veraltete Eigenentwicklung schaffen wollte.
Bei dem Projekt wurden mehrere Meilensteine nicht erreicht und es verzögerte sich um Jahre. Schlussendlich
kürzte der Kantonsrat das Budget für das IT-Vorhaben und verhängte einen Marschhalt. Im Nachgang schrieb die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Kantons Zürich, dass das Erneuerungsprojekt ein
"Scheitern mit Ansage" gewesen sei.
Veraltete Technologie ersetzen
Die Kohlen aus dem Feuer holen muss jetzt der neue Anbieter, der die Softwarelösung übernommen hat. Laut früheren Aussagen von Abraxas hält Juris einen Marktanteil von rund 40% und zählt damit zu den meistgenutzten Fachapplikation der Schweizer Justiz. An einer Veranstaltung in Opfikon hat der Zürcher IT-Dienstleister Logobject deshalb eine Roadmap für die Weiterentwicklung der Gerichtssoftware präsentiert.
"Ein Grossteil der Technologie stammt noch aus den 90er-Jahren", sagte Logobject-CEO Roberto Rossi zu "Juris 4". Deshalb soll die Software bis zur Ablösung durch die webbasierte Nachfolgelösung "MyAbi Juris" nur noch gewartet werden. Bis dahin sollen "MyAbi Juris" und "Juris 4" synchron betrieben werden.
Go-live in 2028
Ein fertiges Produkt gebe es zwar noch nicht, sagte Rossi. Man arbeite jedoch mit Hochdruck an der Entwicklung, die bis 2028 abgeschlossen sein soll. Bis dann soll eine Browser-basierte Fachapplikation bereitstehen, die eine Trennung von Applikations- und Datenbankservern ermögliche. Weiter soll eine Anbindung an die bundesweite Justizplattform Justitia 4.0 und eine rollenbasierte Identitäts- und Sicherheitsverwaltung eingeführt werden.
In den Übergangsjahren bis 2028 sollen jährlich neue Features hinzukommen. Für 2025 sind der Anschluss an Justitia 4.0, das Informationssystem Justizvollzug (IS-JV) und die Gerichte vorgesehen. 2026 sollen dann die Strafverfolgung, der Vollzug sowie zahlreiche Schnittstellen folgen. Für 2027 sind die Buchhaltung sowie weitere übrige Funktionen geplant.
Gemeinsame Pilotprojekte
Für die Weiterentwicklung sei man auch auf das Mitwirken der Gerichte und Staatsanwaltschaften angewiesen, sagte Rossi. Dabei konnte Logobject den Kanton Schaffhausen, den Kanton Tessin sowie das Bundesverwaltungsgericht für eine Teilnahme an einem Pilotprojekt gewinnen. Sie arbeiten jetzt mit dem IT-Dienstleister zusammen, um "MyAbi Juris" bis 2028 mit allen vorgesehenen Funktionen zum Laufen zu bringen.
Im Kanton Zürich läuft derzeit die Beschaffung einer Nachfolgelösung für die bestehende Eigenentwicklung. An interessierten Kunden dürfte es Logobject aber trotzdem nicht mangeln. So dürfte beispielsweise der Kanton Thurgau, der erst kürzlich einen
Auftrag für Betrieb und Wartung von "Juris 4" vergeben hat, an einer Nachfolgelösung interessiert sein.
Update 5.2.: In der ursprünglichen Version dieses Textes hiess es, dass der Kanton Zürich eine neue Fachapplikation für die Gerichte und Staatsanwaltschaften beschaffen hat. Diese Fachapplikation betraf allerdings den Justizvollzug. Die Ausschreibung für die Staatsanwaltschaften und Gerichte läuft noch. Der Text wurde entsprechend korrigiert.