Im vergangenen Sommer haben die amerikanischen Robotaxi-Anbieter Cruise und Waymo die
Erlaubnis erhalten, ihren Betrieb in San Francisco auszuweiten. Ende August ist es jedoch zu einem Unfall mit einem Rettungsfahrzeug gekommen, der dazu führte, dass nur noch
halb so viele selbstfahrende Taxis von Cruise auf den Strassen der Stadt unterwegs sein durften.
Ende Oktober erlitt das Vorhaben mit den autonomen Taxis einen weiteren Rückschlag. Die kalifornische Zulassungsstelle entzog Cruise die Erlaubnis für den Robotaxi-Betrieb mit sofortiger Wirkung. Als Grund wurden Kameraaufnahmen genannt, die nach einem Unfall mit einem Fahrzeug von Cruise aufgezeichnet wurden.
Unfall mit Folgen
Anfang Oktober hatte ein autonomes Taxi von Cruise in der Innenstadt von San Francisco eine Frau angefahren. Diese wurde unter dem Fahrzeug eingeklemmt und mitgeschleift. Bei einer anschliessenden Untersuchung durch die nationale Verkehrssicherheitsbehörde hat Cruise zuerst nicht alle Kameraaufnahmen des Fahrzeugs herausgegeben.
Gemäss amerikanischen Medien ist auf den Bildern zu sehen, dass das Fahrzeug mit der bereits eingeklemmten Person mehrere Meter weitergefahren ist. Laut Cruise habe die Software des Fahrzeugs entschieden, "weitere Verkehrssicherheitsprobleme zu vermeiden", wie es der Hersteller selbst ausdrückt.
Dass das Fahrzeug trotz der darunter eingeklemmten Person weitergefahren ist, deute darauf hin, dass es nicht in der Lage sei, "sicher und angemessen auf Vorfälle mit Fussgängern" zu reagieren und diese nicht weiter in Gefahr zu bringen, zitiert
'San Francisco Chronicle' die nationale Verkehrssicherheitsbehörde.
Für Cruise führt der Entscheid dazu, dass die Fahrzeuge fortan nur noch mit Sicherheitspersonal am Steuer eingesetzt werden dürfen. Zudem muss jetzt auch bei Tests eine Person, die eingreifen kann, anwesend sein und der Hersteller muss eine neue Genehmigung beantragen.
Betrieb kostet Unsummen
Während der Betrieb der Flotte derzeit still steht, berichtete die 'New York Times'
(Paywall) unter Berufung auf anonyme Quellen von den enormen Kosten, die die Robotaxis verursachen. Gemäss dem Artikel sind für den Betrieb des Fahrgeschäfts so viele Menschen nötig, dass auf jedes Robotaxi 1,5 Angestellte kommen.
Laut den Insidern müssen die Angestellten etwa alle 4 bis 10 Kilometer aus der Ferne eingreifen, um den autonomen Taxis zu helfen, nachdem sie ein Problem gemeldet haben. Diese Zahl dürfte auch erklären, weshalb Cruise nicht rentabel ist und der Mutterkonzern General Motors zuletzt fast 600 Millionen US-Dollar pro Quartal für das Startup ausgegeben hat.
Expansion stockt
Die immensen Kosten und der hohe Aufwand, den die Robotaxis generieren, wecken Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Geschäfts. Wie es mit Cruise weitergeht, ist angesichts der Berichte und der horrenden Kosten unklar. Es ist zweifelhaft, dass Cruise das anvisierte Ziel von einer Milliarde Dollar Umsatz im Jahr 2025 erreichen kann.
Laut
'Reuters' plante das Unternehmen neben den Aktivitäten in den amerikanischen Städten Phoenix, Austin, Dallas, Houston und Miami auch eine Expansion nach Japan. Dieses Unterfangen dürfte nach den jüngsten Entwicklungen aber erst einmal sistiert worden sein.
Besser läufts beim Konkurrenzdienst Waymo von Amazon. Dieser betreibt seine Robotaxis in San Francisco weiterhin.
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