Weko heisst Kompromiss­lösung im Glas­faser­streit gut

9. November 2022 um 13:15
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Foto: Mathew Schwartz / Unsplash

Init7 kritisiert den Weko-Entscheid deutlich und sagt, das kolportierte Modell führe zu einem Glasfaser­kartell.

Swiss Fibre Net (SFN) ist eine Firma, die als eine Art Vermittler zwischen lokalen Energieversorgern sowie Providern wie Salt oder Sunrise UPC auftritt. Letzten März hat SFN einen Kompromissvorschlag erarbeitet, wie der Glasfaserstreit beigelegt und der Ausbau des Netzes vorangetrieben werden soll.
Das SFN-Konzept sieht unter anderem vor, dass basierend auf der Punkt-zu-Multipunkt-Bauweise (P2MP) der Layer-1-Netzzugang durch die Rangierbarkeit der Glasfasern in den Quartierverteilern der Schweizer Kabelnetzbetreiber sichergestellt wird. Das ist der Kern des Streits: Soll das Glasfasernetz nach dem günstigeren P2MP-Standard gebaut werden oder nach dem teureren Punkt-zu-Punkt-Verfahren, das dafür einen diskriminierungsfreien Zugang zum Layer 1 erlaubt?

Weko heisst Rangiermodell gut

Ein Kompromissvorschlag ist das sogenannte "Rangiermodell" von SFN, das in den vergangenen Monaten vom Sekretariat der Wettbewerbskommission geprüft und nun kartellrechtlich gutgeheissen worden ist. "Ich freue mich sehr, dass wir dazu beitragen können, dass endlich wieder Fibre-to-the-Home-Netze (FTTH) von den Infrastrukturbetreibern ohne kartellrechtliche Vorbehalte gebaut werden können", sagt SFN-CEO Andreas Waber dazu.
Das Urteil nimmt SFN zum Anlass, selbst die Schaufel in die Hand zu nehmen. Man werde sich, zusammen mit institutionellen Investoren, an schweizweiten FTTH-Baukooperationen beteiligen und den Ausbau vorantreiben, heisst es in einer Mitteilung.

"SFN hat nur ein paar Slides"

Der Winterthurer Provider Init7 kritisiert den Entscheid der Weko. "SFN hat nicht mehr als ein paar Slides, Absichtserklärungen und Sunrise mit dem UPC-Netz hinter sich", sagt CEO Fredy Künzler auf Nachfrage von inside-it.ch. SFN würde sich anmassen, den Glasfaserstreit beenden zu können, aber sie hätten die Logistik überhaupt nicht im Griff, so Künzler weiter. Er könne mit dem SFN-Konzept nur dann leben, wenn die Punkt-zu-Punkt-Faser (P2P) "immer und zwingend" in einer Swisscom-Zentrale übergeben werde. "Alles andere ist wettbewerbsverzerrend", so Künzler zu inside-it.ch
Ohnehin scheint der Zeitpunkt für den SFN-Vorstoss überholt. Swisscom hat Ende Oktober, wie von der Weko gefordert, den Ausbau nach dem Punkt-zu-Multipunkt-Modell beerdigt und will nun ganz auf P2P setzen. Auch rund 400'000 bereits nach P2MP gebaute Anschlüsse will der Telco umrüsten, was automatisch den geforderten Layer-1-Zugriff für Mitbewerber bedeutet. Sobald Swisscom die Pläne umsetzt, ist das Rangiermodell zumindest für die umgebauten und sich im Bau befindlichen Anschlüsse hinfällig.
SFN gehe es einzig und allein darum, "seinem wichtigsten Kunden Sunrise den Wert der Glasfaser der Kabelnetz-Infrastruktur zu erhalten", schreibt Init7 in einer Mitteilung. Das Rangiermodell führe jedoch zu einem Glasfaser-Kartell.

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