Auch nach dem rechtlichen Abschluss der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS bleiben die beiden Organisationen vorerst voneinander unabhängig. Derweil gibt es unter dem Dach der UBS Group AG eine UBS AG sowie eine Credit Suisse AG. Die Integration wird stufenweise erfolgen – eine Mammutaufgabe. Mitte August soll UBS-Chef Chef Sergio Ermotti bekannt geben, wie die fusionierte Grossbank definitiv aussehen wird.
Über kurz oder lang wird die UBS auch die IT konsolidieren müssen. Eine Präsentation der CS
vergangenes Jahr gab ein paar Einblicke in die IT: Betrieben wurden damals 12 Rechenzentren, über 100'000 physische und virtuelle Server sowie 3000 Applikationen. Im Technologie-Team inklusive Operations zählte die Bank 14'400 Beschäftigte sowie 14'300 externe Angestellte. Das Technologie-Budget betrug demnach 3,6 Milliarden Franken. Geplant waren aber Einsparungen. 200 Millionen Franken sollten 2023 gespart werden, mittelfristig sollten die Kosten um weitere 400 Millionen Franken gesenkt werden. Auch RZs sollten geschlossen und die Komplexität bei der IT-Security gesenkt werden, hiess es vergangenes Jahr von der CS.
Die UBS hat nun aber weitaus ambitioniertere Sparpläne: Die Betriebsausgaben der CS sollen bis 2027 um 8 Milliarden Dollar pro Jahr gesenkt werden, erklärte der damalige UBS-Chef Ralph Hamers
einem Bericht vom März zufolge gegenüber Analysten. Der grösste Teil der Kürzungen entfallen demnach auf den Personalbereich, 2 Milliarden auf die IT: fast 60% des Technologie-Budgets der CS.
Das scheint viel, sei aber durchaus realistisch, erklärte uns ein Banken-IT-Experte. Er geht davon aus, dass etwa 80% des IT-Budgets schlicht in den Betrieb fliessen. Wird die IT konsolidiert, können diese Ausgaben zu einem grossen Teil eingespart werden. Quellen des
Onlinemagazins 'Tippinpoint' rechnen damit, dass bis zu 40% der kombinierten IT-Kosten eingespart werden könnten.
UBS-IT übernimmt CS-IT
Eine Quelle von inside-it.ch geht davon aus, dass die IT der Credit Suisse von der UBS sozusagen absorbiert wird. So könnten die CS-eigenen Systeme nach und nach abgeschaltet werden. Auf Anfrage von inside-it.ch wollte die UBS dies nicht kommentieren.
Bei 'Tippinpoint' heisst es: "Unabhängig davon, ob die Credit Suisse Schweiz wieder als eigenständige Bank abgespalten wird oder nicht, wird sie ihre Informatik künftig von der UBS Business Solutions AG beziehen."
Für Bereiche wie Retail wäre ein Transfer relativ unkompliziert, komplexer wäre es beispielsweise beim Investment-Banking. Der Betrieb an sich werde anschliessend nicht merklich teurer, so unsere Quelle. Dabei gebe es natürlich Ausnahmen. Weiterhin betrieben werden müssten gewisse Archive.
Aufwändig sei das Vorhaben aber in Bereichen, in denen die UBS noch keine vergleichbaren Systeme oder keine Überschneidungen mit der CS habe. Dies sei etwa in Indien oder Australien der Fall, schreibt 'Tippinpoint'. Im Ausland könnte also viel Migrationsarbeit auf die UBS zukommen, sagt uns eine Quelle. Es könnte auch sein, so 'Tippinpoint', dass in gewissen Regionen auch in Zukunft die CS-Systeme genutzt werden.
2000 IT-Stellen könnten wegfallen
Mit der Konsolidierung der IT wird wohl auch ein Stellenabbau einhergehen. Eine Herausforderung für die Grossbank werde es zunächst aber auch sein, das nötige Personal zu halten, sagt uns unsere Quelle. Denn wer will schon in einer IT-Abteilung arbeiten, von der man weiss, dass es sie vielleicht bald nicht mehr gibt? Niemand wolle darauf warten, irgendwann nur noch das Licht löschen zu müssen. Von verschiedenen Quellen hören wir, dass bereits sehr viele ehemalige CS-IT-Leute auf dem Markt und auch Headhunter unterwegs seien.
'Tippinpoint' berichtet mit Berufung auf Quellen aus dem "Innern der Bank", dass etwa die Hälfte der rund 4000 IT-Mitarbeitenden der CS in der Schweiz bei der UBS weiterbeschäftigt werden könnten.
Die fusionierte Grossbank beschäftigt insgesamt rund 115'000 Personen weltweit. Bis zu 20'000 Stellen könnten im Rahmen der Integration wegfallen, heisst es bei der
'Financial Times' (Paywall).