Zweifel am IT-Debakel bei Abächerli Media

28. März 2025 um 12:52
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Foto: Geri Sakti / Unsplash

Anfang Woche hatte die Druckerei ihre Bilanz deponiert. Sie gab Informatikprobleme als Hauptgrund für die Insolvenz an. Allerdings gibt es Zweifel an der Alleinschuld des IT-Dienstleisters.

Auf der Website der Druckerei Abächerli Media prangt weiterhin der Hinweis auf ihre Insolvenz. Dort wird ausgeführt, dass für das Ende der Firma hauptsächlich der ehemalige IT-Dienstleister verantwortlich sei, der im Juni 2022 versehentlich sämtliche Applikationen und Daten sowie die Backups gelöscht habe.
Die Wiederherstellung sei fehlgeschlagen, wie es weiter heisst. Daraufhin habe die Druckerei zehn Wochen ohne Geschäftssoftware arbeiten und das IT-System komplett neu aufbauen müssen. Abächerli Media schreibt von "erheblichen Umsatzausfällen", die "massive Auswirkung auf die Liquidität" zur Folge hatten. Den Schaden schätzt die Firma auf mehr als 750'000 Franken, wovon die Versicherung des IT-Dienstleisters nur einen Bruchteil erstattet hätte. Von dem Vorfall habe sich Abächerli Media nicht mehr erholt.

Neubau, Maschinenmiete, Kantonsauftrag

An dieser offiziellen Darstellung der Druckerei gibt es jedoch Zweifel. Die 'Luzerner Zeitung' (Paywall) zitiert IT-Experten, die den Totalverlust der Informatiksysteme als "höchst unwahrscheinlich" bezeichnen. Weitere Quellen aus der Region wollen wissen, dass sich die Druckerei mit dem Umzug in einen Neubau und der Miete neuer Maschinen im Herbst 2023 "übernommen" habe.
Die Zeitung weiss auch, dass der Kanton Obwalden sich für sein Amtsblatt kurzfristig eine neue Druckerei suchen musste. Abächerli Media und seine Vorgängerfirmen zeichnen seit den 1970er-Jahren für den wöchentlichen Druck verantwortlich, ist dem kantonalen Staatsarchiv zu entnehmen.
Der lukrative Druckauftrag des Kantons hat allerdings ein Enddatum. Denn Anfang Jahr hatte Obwalden angekündigt, ab 2026 auf ein elektronisches Amtsblatt umstellen zu wollen. Dafür solle die Publikationsplattform "Amtsblattportal" des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) verwendet werden. Damit könnten die Kosten für die Herausgabe des Amtsblatts "deutlich" gesenkt werden, hatte der Kanton als Grund angeführt.
Obwalden hat den Druckauftrag für sein Amtsblatt in den vergangenen Jahren nicht öffentlich ausgeschrieben. Wohl aber der Kanton Nidwalden. Sein Zuschlag für Druck, Versand und Abonnementdienst des Amtsblatts ging Anfang November 2024 an die Druckerei Odermatt in Dallenwil. Der Vertrag mit vierjähriger Laufzeit hat einen Wert von 213'600 Franken. Abächerli Media habe mit dem Wegfall eines ähnlichen Betrags rechnen müssen.

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