Public-Cloud-Leistungen sollen in Europa bis zu einem Drittel teurer werden – und das bereits im Jahr 2023. Dies zumindest hat Analyst Canalys an der grossen Haus-Konferenz in Barcelona prognostiziert wie Channel-Medien berichten. Die steigenden Kosten für Energie sowie die höheren Zinsen auf Kredite sollen die Anbieter nämlich so stark unter Druck setzen, dass Public Cloud "unglaublich teuer" werden soll, wie Canalys-CEO Steve Brazier sagte, der nie um eine mutige Prognose verlegen ist.
Die Schätzung könnte sogar zu vorsichtig sein, glaubt der Analyst. Er habe mit RZ-Anbietern gesprochen, die von einer Vervierfachung ihrer Energiepreise berichtet hätten. Zugleich schiessen mit der Zinswende die Kosten für Kredite in die Höhe, die Zeit des billigen Geldes ist passé. Während die Inflation in den USA und der EU stark bleibt, fürchten Analysten, dass die Zentralbanken weiter das Zinsniveau treiben. Zum Vergleich: Der Leitzins der global wichtigsten Nationalbank, der Federal Reserve der USA, lag Mitte März 2020 noch bei 0,25%, seit Ende September beträgt er 3,25%.
Die Profite der Hyperscaler könnten sich halbieren
Die Hyperscaler müssen aber Geld besorgen, um die immensen Investitionen in ihre Infrastruktur zu stemmen. Es geht dabei vor allem um AWS, Microsoft und Google, die zusammen fast zwei Drittel des Marktes beherrschen, sowie um die restlichen Grossen. "Wir schätzen, dass sich die Gesamtausgaben unserer 7 Top-7-Hyperscaler für Investitionen in diesem Jahr auf 140 Milliarden Dollar belaufen werden", so Brazier. Er glaubt, dass rund die Hälfte aller dieses Jahr weltweit ausgelieferten Server von den Top-7 gekauft werden.
Das Geschäft der Public-Cloud-Anbieter werde sich "dramatisch" verändern, sagte Brazier, der mit einer Halbierung der Profite der Hyperscaler rechnet. Damit ändert sich auch die Lage der Kunden dramatisch, für die neben der Skalierbarkeit auch der Preis oft ein wichtiges Argument gewesen ist. Künftig dürfte der eine oder andere die steigenden Kosten gegen die Ausstiegskosten abwägen müssen, glaubt ein britischer Cloud-Anbieter laut
'The Register'.
Mike Norris, CEO von Computacenter, sagte laut dem Magazin am Canalys-Event, es handle sich bei den Angeboten eigentlich nicht um "Software as a Service, sondern um Software als Geisel". Kunden hätten oft keine Wahl und könnten nicht mehr aussteigen. Wer in die Cloud migriert ist, wird mit Anwendungen für proprietäre APIs, mit spezifischer Schulung der eigenen technischen Teams und mit potenziell gigantischen Migrationsprojekten aus der Cloud zu kalkulieren haben.