Das Quantencomputing habe sich in den letzten Jahren von einem "Science-Fiction"-Thema zu einer wissenschaftlichen Realität entwickelt. Bald werde sie die ersten Schritte vom Labor in die Industrie machen, heisst es einleitend in einem Bericht von der Schweizer Bankiervereinigung (SBVg) und Quantumbasel.
Nebst den Chancen schafft Quantencomputing auch neue Risiken, da sie potenziell im Einsatz stehende Verschlüsselungen knacken könnten. Dies stelle den Finanzsektor vor grosse Herausforderungen, heisst es weiter. Im Bericht wird den Banken denn auch empfohlen, gezielt in quantensichere Kryptografie zu investieren, um sensible Daten langfristig zu schützen.
Auch wenn heute noch unklar sei, ab welchem Zeitpunkt viele der heute gültigen Verschlüsselungsverfahren gefährdet sein könnten, bestehe jetzt Handlungsbedarf, heisst es im Report. Es werde Jahre dauern, bestehende IT-Architekturen in Banken anzupassen, Post-Quantum-Kryptografie einzuführen und Sicherheitsprotokolle zu ersetzen.
Nicht alle bestehenden Daten seien auch in fünf oder zehn Jahren noch schützenswert, führt der Bericht aus. Deshalb sei ein Inventar hilfreich, um zu klassifizieren, welche Daten bedroht sind und welchen Wert sie langfristig haben. Dieses Inventar könne schliesslich auch die Basis für eine Roadmap sein.
Neue Möglichkeiten für Finanzinstitute
Trotz der neuen Security-Risiken bietet Quantencomputing viele neue Möglichkeiten in der Finanzbranche, etwa im Risikomanagement und Monitoring.
In Zukunft könnten Quantencomputer in der Lage sein, einzelne Marktakteure oder ganze Teilmärkte nahezu in Echtzeit zu überwachen und zu analysieren, heisst es im Bericht. Während in heutigen Systemen Risiken oft nur als Konstanten abgebildet und ihre Effekte erst Stunden oder gar Tage später deutlich würden, könnten Quantencomputer die Dynamik von gewissen Risiken nahezu in Echtzeit erfassen und so wesentlich genauere und schnellere Entscheidungen ermöglichen.
Weiteres Potenzial sieht der Report auch im Portfoliomanagement, eine der "anspruchsvollsten und rechenintensivsten Aufgaben in der Finanzindustrie". Denn unzählige Abhängigkeiten müssten immer wieder neu berechnet werden.
Quantencomputing werde die Möglichkeit bieten, Berechnungen auch parallel zu verarbeiten und mehrere Portfolio-Strategien gleichzeitig zu simulieren. In Kombination mit KI-gestützten Prognosen, sieht die Bankiervereinigung hier grosses Potenzial, um etwa höhere Renditen erzielen zu können.