BLS sucht Cloud-Lösung für die Planung des Bahnbetriebs

21. Februar 2024 um 11:29
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Foto: BLS

Seit 2003 plant die Berner Regionalbahn ihren Betrieb mit einer Software, teilweise sogar in "Handarbeit". Nun soll bis 2027 ein Ersatz mit Cloud-Anbindung her.

Die Berner Regionalbahn BLS ist auf der Suche nach einem neuen Ressourcen­planungs- und Dispositions-System (RPS) für den täglichen Bahnbetrieb. Weil das Unternehmen selber keine Software entwickelt, hat es eine Standard­soft­ware mit Cloud-Anbindung ausgeschrieben. Diese soll die bestehenden Lösungen der BLS ab 2025 schrittweise ersetzen. Bis Ende 2027 soll ein "state of the art" SaaS-System eingeführt werden.
Das RPS ist eine Kernapplikation für die Planung, Einteilung und Disposition von Personal und Rollmaterial. Dabei hat das System nach Angaben von BLS einen zentralen Einfluss auf die Qualität und die Effizienz. Seit 2003 plant die Bahn die Einsätze von Zügen, Lokführerinnen und Reisebegleitern mit der Software "RailOpt.BLS". Diese kommt auch bei Störungen zum Einsatz und hilft, Züge und Personal kurzfristig neu einzuteilen.
Diese Lösung soll jetzt durch ein effizientes und integriertes RPS mit Cloud-Zugang ersetzt werden, welches den Tagesbetrieb und das Störungs­manage­ment unterstützt und eine Bearbeitung der Informationen in Echtzeit erlaubt. "Die dauerhafte Verfügbarkeit der Anwendung ist für die Aufrechterhaltung des planerischen und operativen BLS-Betriebes absolut zwingend", heisst es in den Ausschreibungsunterlagen.

Mehrheitlich Handarbeit

Weil das bestehende Tool bereits mehr als 20 Jahre auf dem Buckel hat, wird der Betrieb der Applikation "zunehmend teurer und risikoreicher, insbesondere wenn neue Anforderungen umgesetzt werden müssen". Je länger die Software weiterbetrieben wird, desto mehr steigt das Risiko von Sicherheitsaspekten und Ausfällen, schreibt BLS in der Ausschreibung. "Deshalb muss das System ersetzt werden."
Aktuell wird die Ressourcenplanung von BLS zwar durch IT-Lösungen unterstützt, jedoch nur mit einem geringen Automatisierungsgrad. "Die Dienstplanung und Einteilung von Personalressourcen sind im bestehenden IT-System mehrheitlich Handarbeit." Im künftigen Tool sollen die Planungs­schritte – wo möglich und sinnvoll – automatisiert ablaufen.
Von der Einführung des teilweise automatisierten Ressourcenplanungs- und Dispositions-Tools erhofft sich BLS eine grössere Flexibilität und mehr Planungsunsicherheit. Zudem sollen damit Simulationen und Modellierungen möglich werden, damit in Zukunft rasch auf Veränderungen im Verkehrs­ver­halten reagiert werden kann.

Partner gesucht

In der Ausschreibung wird deshalb ein strategischer Partner und Lieferant gesucht, der alle Systemkomponenten für das neu zu integrierende Ressourcenplanungssystems bereitstellen kann. Darüber hinaus müssen alle Prozessschritte durch den gewählten Anbieter abgedeckt werden. Dazu zählt auch die Integration der Komponenten in die bestehende Applikationslandschaft.
Nach der Inbetriebnahme soll der Zuschlagsempfänger dann für die langfristige Wartung und Weiterentwicklung zuständig sein. Dem Gewinner winkt ein Grundauftrag für 8 Jahre, der jeweils optional zweimal um je vier Jahre verlängert werden kann.

In die SBB-IT eingebunden

Die Züge der BLS fahren im regionalen Personenverkehr auf dem Schweizer Normalspurnetz, auf welchem auch gleichzeitig Personenverkehrs- und Cargo-Züge von anderen Transportunternehmen verkehren. Die befahrenen Strecken werden teilweise von den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und von BLS selbst betrieben.
Beide Bahnunternehmen verwenden weitgehend dieselben IT-Systeme für die Planung und den Betrieb der Netze, die Infrastruktur dafür wird jedoch von den SBB betrieben. Zudem erfolgt die Planung des Fahrplans für das gesamte Netz durch die Bundesbahn. "BLS ist so weitgehend in eine von den SBB betriebene Systemlandschaft eingebettet und verfügt deshalb über beschränkte Gestaltungsmöglichkeiten."
Die SBB ihrerseits hatten bei der Einführung eines eigenen RPS mit dem Namen Sopre so einige Mühe. 2018 konnte ein Ausfall von Dutzenden Zügen nur dank dringenden Korrekturen an der Software verhindert werden. Das Projekt hat sich dabei mehrfach verzögert und immer wieder Mehrkosten verursacht. 2021 zogen die Bundesbahnen die Reissleine und beerdigten das 200-Millionen-Projekt. 2022 wurde ein neuer Anlauf mit einer freihändigen Vergabe ohne Preisangebe gestartet.

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