Die Strategie des Bundesrats zur Erschliessung der Schweiz mit superschnellem Internet auch in abgelegenen oder dünn besiedelten Regionen kostet Milliarden. Je nach Ausbaustandard sind dafür schätzungsweise zwischen 3,7 und 6,0 Milliarden Franken an Investitionen fällig.
Der Bundesrat hatte vor einer Woche seine
Hochbreitbandstrategie vorgestellt. Demnach sollen auch Randregionen, in denen sich ein Ausbau für die Telekomanbieter nicht lohnt, eine Surfgeschwindigkeit von mindestens 1 Gigabit pro Sekunde erhalten.
Das ist mehr, als die veralteten Kupferleitungen von Swisscom leisten können. Lediglich mit den neueren Technologien wie Glasfaserleitungen oder ab dem Standard Docsis 3.1 auf dem Kabelnetz oder mit dem schnellen Mobilfunk 5G ist dieses Tempo zu schaffen.
Ein Fünftel der Haushalte langsamer
In gut 80% der Haushalte und Geschäfte sind heute so schnelle Leitungen verfügbar, wie Sprecher der beiden grössten Anbieter Swisscom und Sunrise auf Anfrage der Nachrichtenagentur 'AWP' sagten. Dementsprechend erreichen jeder fünfte Haushalt und rund die Hälfte der Gebäude diese Leistung nicht, wie aus dem Bericht "Hochbreitbandstrategie des Bundes" hervorgeht.
"Die privaten Netzbetreiber werden die Breitbandnetze nur dort ausbauen, wo es für sie rentabel ist. Nur wo die während der Lebensdauer erwarteten Einnahmen höher sind als die erwarteten Ausgaben für die Erschliessung, wird ein Ausbau erfolgen", heisst es im Bericht des Bundesrats. Swisscom will bis 2030 rund 70 bis 80% der Haushalte mit Glasfasern erschliessen.
Digitaler Graben soll vermieden werden
Dies dürfte in dünn besiedelten Gebieten, insbesondere in Randregionen und bei abgelegenen Gebäuden, nicht überall der Fall sein. "Deshalb droht ein digitaler Graben", hiess es. Diesen will die Landesregierung mit einem Förderprogramm für den Breitbandausbau in Randregionen und strukturschwachen Gebiete verhindern.
Dabei hängen die Kosten stark vom Ausbaustandard ab: Ein Ausbau der Anschlüsse, die heute nicht 1 Gbit/s schaffen, nach dem derzeitigen Netzstandard mit durchgehend 4 Glasfasern dürfte rund 6 Milliarden Franken kosten. Dies hat das deutsche Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste WIK im Auftrag des Bundes geschätzt.
"Die Investitionen für diesen Ausbau dürften bei rund drei Viertel der Anschlüsse nicht rentabel sein, weshalb der Ausbau mit Fördergeldern in der Höhe von schätzungsweise 3,8 Milliarden Franken subventioniert werden müsste", hiess es im Bericht.
Plädoyer für eine durchgehende Leitung
Werden diese langsameren Anschlüsse mit nur mit einer durchgehenden Faser (anstatt 4) erschlossen, fallen schätzungsweise Investitionen in der Höhe von rund 4 Milliarden Franken an. Dabei steige die Profitabilität deutlich: Noch bei knapp der Hälfte der Anschlüsse wäre der Ausbau mit einer Faser unprofitabel, womit der Bedarf an Fördergeldern auf schätzungsweise 1,4 Milliarden Franken massiv reduziert werden könnte, schrieb der Bundesrat.
Noch etwas billiger wäre ein Ausbau mit einer zentralen Glasfaserzuleitung von der Telefonzentrale bis zum Verteilknoten im Strassenschacht, von wo aus dann mehrere Häuser angeschlossen würden. Das würde 3,7 Milliarden Franken an Investitionen brauchen, womit Fördergelder von 1 Milliarde Franken nötig wären.
Diese Multipunkt-Architektur hatte allerdings die Eidgenössische Wettbewerbskommission Weko dem Branchenprimus vorläufig untersagt, sodass Swisscom nun eine halbe Million Anschlüsse umbaut.
Angesichts der wettbewerbsrechtlichen Nachteile und der relativ geringen Minderkosten gegenüber einer Direktleitung sei diese Multipunktbauweise nicht zu rechtfertigen, hiess es im Bericht: "In begründeten Fällen kann auch die Unterstützung alternativer Technologien wie Mobilfunk infrage kommen."