Am 5. September hatte der Glarner Schokoladeproduzent Läderach einen Ransomware-Angriff festgestellt. Produktion, Logistik und Administration
waren anfänglich beeinträchtigt, konnten aber im Verlauf von zwei Wochen ihre Arbeit nahezu im vollen Umfang wieder aufnehmen. Der Chocolatier bestätigte allerdings, dass bei dem Cyberangriff vermutlich Daten abgeflossen seien und
warnte seine Mitarbeitenden entsprechend, private Daten könnten im Netz landen. Sie wurden aufgefordert, Passwörter für Bankkonten zu ändern. Im HR-Bereich wurde eine Anlaufstelle eingerichtet.
Jetzt, einen Monat später, hat sich der befürchtete Datenabfluss offenbar bestätigt. Die Ransomware-Bande Bianlian hat mehrere Datenpakete ins Darknet gestellt, wie ein Blick von inside-it.ch zeigt. Nach Angaben der Cyberkriminellen handelt es sich dabei um Business-Files wie Management-Dokumente, Files zu Produktentwicklung und zukünftigen Projekten, weiter Budgetplanungen und -analysen sowie um technische Dateien zum Läderach-Netzwerk. Auch HR-Ordner befinden sich unter dem Material.
Läderach weiss von der Veröffentlichung
Auf unsere Anfrage erklärt der Kommunikationsverantwortliche von Läderach: "Unsere engmaschige Beobachtung hat nun ergeben, dass in der Tat im Darknet die Veröffentlichung von Daten angekündigt wird. Aktuell lässt sich weder sagen, wie belastbar diese Ankündigung ist, noch welche Daten das konkret sein könnten. Wir werden die Situation – gemeinsam mit den involvierten Behörden – weiter beobachten und gegebenenfalls die Betroffenen erneut informieren."
Läderach betont noch einmal, dass sämtliche Betroffene, "deren Daten nach eingehender Analyse als potenziell gefährdet betrachtet werden mussten", unmittelbar direkt oder über die Medien über das Risiko einer unbefugten Veröffentlichung informiert wurden. Gleichzeitig seien konkrete Empfehlungen ausgesprochen worden, wie man sich frühzeitig vor Missbrauch der Daten schützen könne.
Keine Kooperation mit dem Angreifer, kein Lösegeld bezahlt
Eine Kooperation mit dem Angreifer habe zu keinem Zeitpunkt stattgefunden, Lösegeld sei nicht gezahlt worden. "Während wir die spürbaren Auswirkungen des Cyberangriffs mittlerweile grösstenteils bewältigt haben, sind wir nun in der Nachbereitung und in der Planung von Sicherheits- und Sensibilisierungsmassnahmen, um uns für die Zukunft noch besser zu wappnen", erklärt die Medienstelle.
Die Bande Bianlian begann ab Mitte 2022 bei Ransomware-Attacken die doppelte Erpressung anzuwenden und entwendete Daten ins Darknet zu stellen. Die meisten Opfer befanden sich bisher in den USA, Grossbritannien und Australien. Läderach scheint das erste öffentlich bekannte Unternehmen zu sein, welches in der Schweiz angegriffen wurde. Sicherheitsforscher von Fortinet schrieben in
einem Blogbeitrag: "Zu den Zielbranchen gehören Gesundheitswesen, Bildung, Anwaltskanzleien, Bauwesen, Medien, Pharmazie, Marketing, Tourismus und Finanzen." Auch die Security-Firma Redacted hat erst kürzlich vor Bianlian gewarnt und das Vorgehen der Cyberkriminellen in
einem Advisory detailliert analysiert.