Man müsse die Server in einigen Räumen wegen der Rauchentwicklung reinigen, Server sowie die Wasserkühlung auf Verschmutzungsrisiken hin überprüfen, "dann beginnen wir mit dem Booten". Das teilt der Gründer von RZ-Betreiber OVHcloud Octave Klaba am heutigen Mittag (15.3.2021) per Twitter mit. Unterdessen zeigt die
Statusseite des RZ-Betreibers, dass nach einem Grossbrand die meisten der Services noch nicht verfügbar sind.
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The Register' hatte kurz zuvor noch zu dem, was OVH einen "schrittweisen Neustart" nannte, geschrieben: "Die dauerhafte Wiederherstellung der Stromversorgung wird für den 17. März erwartet und das interne Netzwerk des Rechenzentrums wird am selben Tag wiederhergestellt. Das Hochfahren der Server ist vorläufig für den 22. März geplant." Es dürfte derzeit also noch unklar sein, wie schnell das RZ wieder den Betrieb aufnehmen kann.
Inzwischen sind diverse weitere Berichte zum Ausmass
des verheerenden Brandes von OVHcloud in Strassburg in der Nacht auf den 10. März 2021 gefolgt.
So berichtete '
Le Monde Informatique' vor kurzem, Feuerwehrleute hätten mit Wärmebildkameras zwei Wechselrichter in Flammen gesehen. Die seien am Morgen gewartet worden, wobei viele Teile gewechselt worden seien. Beim Neustart am Nachmittag schien aber alles gut funktioniert zu haben. Ob hier tatsächlich die Brandursache liege, sei aber noch unklar.
Weiter wird nach der raschen Ausbreitung des Feuers gefragt: Haben die Meldesysteme ordnungsgemäss funktioniert und welche Brandlöschsysteme waren vorhanden? Laut einem umfangreichen aktuellen Bericht auf '
JDN' soll es keine (!) Löschvorrichtung gegeben haben. Die Rede ist von einem Low-Cost-RZ von OVH. In diesem Zusammenhang wird auf 'Le Temps' verwiesen, wo Marc Oehler, Direktor beim RZ-Betreiber Infomaniak in Genf, mit den Worten zitiert wird: "Wir haben es auf den von OVH zur Verfügung gestellten Bildern gesehen und die Feuerwehr hat es auch gesagt: In dem Rechenzentrum, das gebrannt hat, wurden Holzböden verwendet."
Ausserdem nannte es Infomaniak-Mitbegründer und Strategiechef Boris Siegenthaler schockierend, dass Daten von OVH-Kunden gelöscht werden konnten, statt auf mehrere Standorte repliziert verfügbar zu bleiben. Generell kritisiert Siegenthaler: "OVHcloud hat immer noch dedizierte Server, was bedeutet, dass der Kunde einen physischen Server in einem Rechenzentrum mietet: Wir halten das für veraltet", wie er ausführte.
Klar ist inzwischen, dass der Brand direkte Auswirkungen auf Tausende von Websites von Unternehmen, Verbänden, lokalen Behörden und Regierungsplattformen hatte. 'Le Monde' zitiert Michel Paulin, CEO von OVHcloud, laut dem "zwischen 12'000 und 15'000 Unternehmen teilweise oder ganz betroffen sind". Rund 3,6 Millionen Websites sind laut dem britischen Forschungsunternehmen Netcraft beim Vorfall nicht mehr zugänglich gewesen. Das seien 18% der IP-Adressen, die OVHcloud zugewiesen wurden.
Die Möglichkeit eines Neustarts und der Wiederherstellung der Backups scheinen zudem problematisch zu sein. So berichtet 'JDN', dass innerhalb des betroffenen RZ-Teils das Private-Cloud-Angebot von OVH in einem Raum und sein Backup in einem anderen Raum desselben RZs gehostet gewesen sei: "Beide wurden durch das Feuer zerstört." Wer nicht vorsorglich eine Sicherung bei einem anderen Anbieter durchgeführt habe, dessen Daten seien verloren. Darüber hinaus hätten sich 20% der Backups von VPS, die auf der Elsass-Infrastruktur von OVH basieren, ebenfalls in Rauch aufgelöst. "Kunden, deren Backups Teil dieser 20% sind, können nur hoffen, dass ihre Virtual Private Server verschont geblieben sind", so der Bericht.
Klar ist jedenfalls jetzt schon, dass der Imageschaden des RZ-Betreibers gross ist. Denn das französische Unternehmen zählt zu den Grossen der Branche. Es hat mit seinen rund 2450 Mitarbeitenden 2019 einen Umsatz von 600 Millionen Euro generiert und ist zuletzt auf eine Milliarde Euro taxiert worden.