Forschungsteam misst Felssturz von Brienz mit Glasfaser

22. Oktober 2024 um 14:51
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Beim Bergsturz in Brienz vom 16. Juni 2023 wälzten sich 1,2 Millionen Tonnen Gestein ins Tal. Foto: Geopraevent

Vergangenes Jahr konnten Forschende beim Felssturz von Brienz Schockwellen an unterirdischen Internet-Glasfaserkabeln messen.

Als der Felssturz von Brienz im Jahr 2023 ins Tal donnerte, habe ein Team der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) sowie der ETH Zürich mit einer neuen Methode die Erschütterungen mit einer neuen Methode messen können. Wie die WSL mitteilt, seien dazu bestehende Glasfaserkabel genutzt worden. Diese Methode könne hilfreich sein, potenzielle Felsstürze, Lawinen, Erdbeben und Murgänge örtlich präzise und über grosse Distanzen zu überwachen, schreibt die WSL.
Bodenwellen führen laut der Forschungsanstalt zu extrem kleinen Dehnungen und Stauchungen in den optischen Fasern. Mit einer Methode namens Distributed Acoustic Sensing (DAS) habe man diese Verformungen in Echtzeit messen und ihren Ursprung auf einige Meter genau bestimmen können. Das Forschungsteam hat ihre Arbeit im Fachjournal 'Geophysical Research Letters' (PDF) publiziert.

Ungenutzte Faser von Swisscom

Benötigt würde eine Dark Fiber, also eine ungenutzte Faser. Das Team habe von Swisscom Broadcast Zugang zu einem Kabel erhalten, das zwischen Tiefencastel und Filisur verläuft. Durch dieses habe man während 45 Tagen Laserpulse geschickt, bis der Bergsturz in der Nacht vom 15. auf den 16. Juni losging. "Die Messungen haben unsere Erwartungen übertroffen", sagt Fabian Walter, Seismologe an der WSL. "Wir konnten Hunderte von kleinen Felsabbrüche vor dem grossen Ereignis messen, und den grossen Sturz sowieso."

Algorithmus filtert andere Erschütterungen heraus

Die Methode lasse sich überall dort einsetzen, wo Glasfaserkabel für die Kommunikation im Boden stecken, was in der Schweiz an vielen Orten der Fall ist, beispielsweise entlang von Bahnlinien.
Das Schwierigste an der Glasfaser-Detektion sei es, aus den zahllosen anderen Erschütterungen durch Züge, Verkehr oder Flüsse die gesuchten Signale herauszufiltern, hiess es weiter. Mithilfe von Algorithmen könnten die Signale automatisch erkannt werden. 95% der Felsbewegungen in Brienz habe man so korrekt identifiziert können. Zum Vergleich dienten laut dem WSL die Radar-Messungen der Firma Geopraevent, die das Brienzer Felssturzgebiet überwachte.
(Mit Material von Keystone-sda)

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