Google will Atomstrom für seine Rechenzentren einkaufen

15. Oktober 2024 um 08:58
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Foto: Unsplash+

Der Tech-Konzern will seine RZ künftig mit Atomenergie betreiben. Dafür kommt ein neuartiger Reaktor zum Einsatz, der mit geschmolzenen Flourid-Salzen gekühlt wird.

Nach Microsoft setzt auch Google auf Atomkraft, um seine Rechen­zentren in Zeiten stromhungriger Künstlicher Intelligenz zu betreiben. Der Tech-Konzern will ab 2030 Energie aus neuartigen kleinen Reaktoren des Entwicklers Kairos Power einkaufen. Bis 2035 soll die jährliche Leistung 500 Megawatt erreichen.
Es gehe um sechs oder sieben Kraftwerke, sagte Google-Manager Michael Terrell gegenüber der 'Financial Times'. Es sei noch offen, ob der Strom aus den Reaktoren ins Netz gehen soll oder ob diese direkt mit den Rechenzentren verbunden werden. Unklar blieben auch finanzielle Details des Deals – sowie ob Google den Bau der Kraftwerke mitfinanzieren oder nur Strom nach der Fertigstellung beziehen will.
Eine Besonderheit der kompakten modularen Reaktoren von Kairos ist, dass sie nicht mit Wasser, sondern mit geschmolzenen Flourid-Salzen gekühlt werden. Das Unternehmen betont, dass seine Konstruktion allein schon dadurch sicherer als herkömmliche Reaktoren sei, da die Kühlflüssigkeit nicht verkoche. Im vergangenen Jahr bekam Kairos die Genehmigung zum Bau eines ersten Testreaktors im US-Bundesstaat Tennessee.

Klimaversprechen kollidieren mit stromhungriger KI

Die grossen Tech-Konzerne verpflichteten sich zum klimaneutralen Wirtschaften und griffen in den vergangenen Jahren immer stärker auf erneuerbare Energien zurück. Doch dann kam der KI-Boom. Training und Betrieb von Software mit Künstlicher Intelligenz benötigen viel Aktivität in Rechenzentren – und das bringt auch einen hohen Stromverbrauch mit sich.
So will Google zum Jahr 2030 unter dem Strich klimaneutral sein. Zum Erreichen solcher Ziele wird der CO2-Ausstoss durch Gegenmassnahmen wie das Pflanzen von Bäumen ausgeglichen. Im vergangenen Jahr lag der Anteil CO2-freier Energie im Verbrauch von Googles Rechenzentren und Büros bei 64%. Unterdessen stiegen die CO2-Emissionen des Konzerns binnen eines Jahres um 13%. Der Energiekonsum der Rechenzentren spielt eine zentrale Rolle dabei. Google versucht, mit Rückenwind seiner Suchmaschinen-Dominanz eine Vorreiterrolle beim Einsatz von KI zu übernehmen.

Ein Reaktorblock nur für Microsoft

Für Microsoft soll in den kommenden Jahren ein Reaktor im stillgelegten US-Atomkraftwerk Three Mile Island wieder hochgefahren werden. Der Soft­ware­anbieter verpflichtete sich, die produzierte Energie 20 Jahre lang abzunehmen. Der Reaktor hat eine jährliche Leistung von gut 800 Megawatt.
Auch Microsoft setzte sich ehrgeizige Klimaziele. So kündigte der Windows-Konzern Anfang 2020 an, bis zum Jahr 2030 seine CO2-Emissionen mehr als auszugleichen. Bis 2050, so versprach es Microsoft, solle sogar der gesamte Kohlendioxid-Ausstoss des Unternehmens seit der Firmengründung bereinigt werden.

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