SIG-Präsident Robert Cramer (l.), Staatsrat Antonio Hodgers (3. v.l.), Infomaniak-CEO Boris Siegenthaler (2. v.r.) eröffnen das Rechenzentrum in Plan-les-Ouates. Foto: zVg
Der Westschweizer Cloud-Provider hat in Genf sein drittes RZ eingeweiht. Die verbrauchte Energie wird zu 100% ins Wärmenetz des Kantons eingespiesen.
In Plan-les-Ouates hat Infomaniak am 27. Januar ein neues Rechenzentrum im Beisein von Antonio Hodgers, Staatsrat des Kantons Genf, und Robert Cramer, Präsident von Services Industriels de Genève (SIG), offiziell eingeweiht. Es befindet sich in einem Wohngebiet im Untergeschoss eines Gebäudes der Genossenschaft La Bistoquette. Damit verfügt der Cloud-Provider insgesamt über drei eigene Data Centers im Grossraum Genf.
Das neue RZ "D4" hat laut Mitteilung bei voller Auslastung eine Fläche von 1800 Quadratmetern mit rund 10'000 Servern (200 47U-Racks). Dort sind aktuell die GPUs Nvidia L3, A100 und H100 installiert. Seine Leistung soll allen Angeboten und Kunden von Infomaniak zugutekommen. Derzeit ist D4 mit 25% seiner Kapazität in Betrieb und soll schrittweise hochgefahren werden, um bis 2028 die volle Leistung zu erreichen.
100% der verbrauchten Energie recyclen
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Gestartet hat das Unternehmen die Suche nach einem zusätzlichen RZ-Standort im Juni 2019. Normalerweise benötige man zweieinhalb Jahre für den Bau eines Rechenzentrums, schreibt Infomaniak. "Die Herausforderungen bestanden vor allem darin, einen Standort zu finden, der sowohl sicher als auch in der Nähe eines Fernwärmenetzes liegt, das die Wärmemenge kontinuierlich aufnehmen kann, und einen Vertrag mit dem Fernwärmenetzbetreiber auszuhandeln."
So wird betont, dass das RZ keine Auswirkungen auf die Landschaft habe und 100% der lokalen erneuerbaren Energie recycle, die es verbraucht. "Bei Volllast wird es 1,7 MW (14,9 GWh/Jahr) in das Wärmenetz des Kantons einspeisen und so 6000 Minergie-A-Haushalte das ganze Jahr über heizen", heisst es in der Mitteilung. Der gesamte durch Server, Wechselrichter und Lüftung verbrauchte Strom werde in Wärme umgewandelt. Diese wird in das Wärmenetz Chapelle-Les-Sciers in Genf übertragen, das an die strukturierenden Wärmenetze des Kantons angeschlossen werden soll.
Kosten von 12 Millionen Franken
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In finanzieller Hinsicht sei die Aufwertung der Abwärme für Infomaniak ein neutraler Vorgang. Ohne die Server habe das Rechenzentrum 12 Millionen Franken gekostet, wovon der Cloud-Anbieter 6 Millionen für die Anpassung des Wärmeniveaus an den Bedarf des Wärmenetzes vorgestreckt habe. "Ein Teil dieser 6 Millionen wird vom Office cantonal de l'énergie du canton de Genève (OCEN) und dem Betreiber des Wärmenetzes (SIG) unterstützt", so das Unternehmen. Der Rest werde sich "nach und nach amortisieren", indem Infomaniak die Wärme zum Selbstkostenpreis produziert.
Die Entwicklung des RZs wurde von Studierenden der EPFL, des Institutes for Management Development in Lausanne und der Universität Lausanne dokumentiert. Damit soll die D4-Infrastruktur reproduzierbar sein und das Know-how kostenlos Open Source zur Verfügung gestellt werden.
"Dieses Modell funktioniert und zeigt der Cloud-Branche und den politischen Entscheidungsträgern, dass es möglich ist, die Energie von Rechenzentren doppelt aufzuwerten und dass die Digitalisierung nicht mehr als Endverbraucher von Strom, sondern als Akteur der Energiewende betrachtet werden sollte", hält Infomaniak fest. Das Unternehmen habe bereits zwei weitere, ähnliche Rechenzentren in Arbeit und suche aktiv nach Wärmenetzen für diese.