Netcetera-Besitzer Giesecke+Devrient wächst im digitalen Geschäft

5. April 2023 um 10:34
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G+D-CEO Ralf Wintergerst.

Der deutsche Konzern meldet einen Rekordumsatz. CEO Ralf Wintergerst bekräftigt Investitionen in die eSIM und eine hochsichere Cloud.

"Wir haben die 2,5 Milliarden Euro Marke geknackt", erklärte ein sichtlich erfreuter CEO Ralf Wintergerst an der Jahrespressekonferenz von Giesecke+Devrient (G+D). Der deutsche Sicherheitsspezialist meldet damit den höchsten Umsatz seiner Geschichte. Die Zahl der Mitarbeitenden wuchs um 800 auf rund 12'500. Durch die in den letzten Monaten getätigten Übernahmen wie diejenige von Netcetera steigt sie noch in diesem Jahr auf über 14'000.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) beträgt 168 Millionen Euro, womit G+D das Ergebnis des Vorjahres erneut steigern konnte. Mit 81 Millionen Euro ist der Jahresüberschuss nahezu genauso hoch wie im Geschäftsjahr 2021. Die beiden stärksten Bereiche sind Currency Technology und Mobile Security mit je einer Milliarde Umsatz. Stark gewachsen ist der letztere Bereich mit einem Plus von 25%.

Erfolgreiche digitale Tranformation

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Umsatzentwicklung der einzelnen Bereiche. Grafik: G+D
Als Treiber des Erfolgs erwies sich die digitale Transformation des Unternehmens. Ein relevanter Teil des Umsatzes stammt inzwischen aus digitalen Produkten und Lösungen. "Während sie vor fünf Jahren noch ein Zehntel zur Gesamtleistung beisteuerten, war es 2022 schon rund ein Viertel. Dies ist insbesondere auf strategische Investitionen sowie zunehmende Forschungs- und Entwicklungsausgaben zurückzuführen", heisst es in der Mitteilung zum Geschäftsbericht.
Wintergerst wies vor den Medien insbesondere auf die 4 "zukunfsträchtigen Felder" hin, in denen sich G+D stark positioniert: Sichere Bezahlvorgänge, physisch, elektronisch und digital; sichere Konnektivität für mobile Geräte im Internet der Dinge; Identitätssicherung und Authentifizierung von Personen und Dingen; digitale Infrastrukturen zum Schutz von Systemen, Netzwerken und vertraulichen Daten.

Eine hochsichere Cloud-Lösung

Hier fokussiert sich G+D mit der Tochter Secunet auch auf das Cloud-Geschäft. Man wolle aber nicht in Richtung Hyperscaler gehen, so der CEO. "Wir schaffen hochsichere Cloud-Lösungen. Diese sind vor allem im Hinblick auf die digitale Souveränität von Europa relevant."
Ein weiterer Schwerpunkt ist die eSIM, welche die herkömmlichen SIM-Karten ablösen soll. Hier habe G+D als erster Anbieter mehr als 100 Millionen Aktivierungen erreicht. Damit werde nicht nur eine sichere, sondern auch eine umweltfreundliche SIM-Variante angeboten. "Im Vergleich zu klassischen SIM-Karten benötigt diese Technologie weniger Material und verursacht einen geringeren Distributionsaufwand. Dadurch weist sie niedrigere CO2-Emissionen auf."

Ein Jahr der Übernahmen

Das vergangene Geschäftsjahr war auch ein Jahr der Übernahmen bei G+D. So kaufte der Konzern das US-amerikanische Bezahl- und Identitätslösungsgeschäft des brasilianischen Unternehmens Valid und akquirierte den deutschen Anbieter sicherer Cloud-Infrastrukturen SysEleven. Zudem übernahm G+D Anfang des Jahres die Mehrheitsanteile am Schweizer Softwareunternehmen Netcetera sowie jene am serbischen Unternehmen Netset, das auf die Entwicklung von Identity-Management-Systemen spezialisiert ist. Sämtliche M&A-Investitionen seien aus dem Free Cashflow finanziert worden, betonte Wintergerst.
Bei Netcetera hat G+D seinen Anteil von 30% auf 60% aufgestockt und mit Carsten Wengel auch einen neuen CEO eingesetzt. Durch die Mehrheitsbeteiligung wolle man sich im Bereich digitale Bezahlmöglichkeiten noch stärker aufstellen, erklärte Wintergerst.
Im Februar 2023 hat Netcetera mit dem Kauf der slowenischen Firma Kamino seinerseits eine weitere Übernahme getätigt. Auf unsere Frage, ob solche M&A-Entscheide von den Tochterunternehmen autonom getroffen werden, antwortete Wintergerst: "Sie müssen natürlich in unsere Gesamtstrategie passen. Aber die einzelnen Divisionen haben ihre eigene Strategie und müssen auch schauen, wie sie sich weiterentwickeln können. Im Umgang mit ihren Ressourcen haben sie einen guten Grad an Freiheit."

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