Intel-Manager haben nach Gesprächen mit EU-Politikern die Pläne für eine Ausweitung der Halbleiterfertigung in Europa weitergedacht. Das berichtet 'Heise' unter anderem mit dem Hinweis auf einen Bericht in der
'Financial Times' (Paywall). Dort war Greg Slater näher auf die bisher erst
rudimentär bekannten Ausbaupläne von Intel eingegangen.
Slater amtet bei Intel als Vice President of Global Regulatory Affairs und gehört zu dem Team, das Möglichkeiten für eine Expansion in Europa untersucht. Er hielt unter anderem fest, dass man die Fertigung an einem Standort und das Packaging an einem anderen ansiedeln könne. Forschung und Entwicklung liessen sich auch über weitere EU-Länder verteile. Slater sprach von einem Ökosystem, dass nicht isoliert in einem Mitgliedsstaat umgesetzt werden solle. Vielmehr werde ein Projekt angestrebt, von dem Europa insgesamt profitiere.
"Nur mit erheblichen Förderungen"
Allerdings erwartet Intel dazu finanzielle Förderung und meldet einen Platzbedarf von etwa 1000 Hektar erschlossener Infrastruktur an und will Zugang zu IT-Talenten, um bis zu 8 Chipproduktionen zu bauen. Derzeit evaluiere man für diese "Fabs" Standorte in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Belgien. Eine Entscheidung erwarte man bis zum Ende des Jahres.
Zwei bisher schon in Aussicht gestellte Produktionsstätten sind demnach erst der Anfang einer langfristigen Partnerschaft, schreibt 'Heise': "Investitionen von bis zu 100 Milliarden Euro wären in Europa möglich, allerdings nur mit erheblichen Förderungen". So würden die ersten 20 Milliarden Euro im Rahmen von 2 Phasen fliessen und Halbleiterwerke schaffen, die mindestens für die nächsten 10 Jahre operabel sind. 6 Erweiterungen für bis zu 80 Milliarden Euro wären darüber hinaus möglich.
Zudem ist von einer Packaging-Anlage an einem weiteren Standort die Rede, in der "Chips getestet und mit einem Träger verheiratet werden". Ausserdem baut Intel zusätzlich die eigene Irland-Fabrik aus, um sie für 7-Nanometer-Technik zu rüsten, wie es in dem Bericht heisst.
EU will Abhängigkeit von Asien verringern
Europa möchte in den nächsten zehn Jahren seinen Anteil an der weltweiten Produktion von Chips auf 20% verdoppeln. Laut der Semiconductor Industry Association stammen heute 80% aller Halbleiter aus Asien. Diese Abhängigkeit von asiatischen Herstellern will die EU verringern. Dazu soll viel EU-Fördergeld fliessen, genaue Beträge sind noch nicht bekannt. Klar ist aber, dass das Ziel wirtschaftlich nur mit Partnern umzusetzen ist, die bereits moderne Fertigungsprozesse entwickeln,
meint 'Heise'. Aktuell würden sich Chipauftragsfertiger TSMC und Samsung zurückhaltend zeigen, Intel dagegen interessiert. Da staatliche Förderungen in Asien üblich sind und dort niedrigere Löhne gezahlt werden, müssten auch in Europa Subventionen bereitgestellt werden. Dafür entstünden Tausende Arbeitsplätze.
Unklarheit herrscht laut dem Bericht aber auch noch bei den angestrebten Halbleiterstrukturen: So wolle EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton langfristig modernste Produktionsstätten in Europa, die 2-Nanometer-Chips fertigen. Die Industrie zeige sich jedoch verhalten, da dafür kaum Bedarf bestehe.