SAP ohne Hasso Plattner? Klingt komisch, ist aber nach Ende der heutigen Hauptversammlung
wie angekündigt der Fall: Nach über 20 Jahren als Verwaltungsratsvorsitzender des Softwarekonzerns gibt der Mitgründer und frühere Vorstandssprecher die Macht endgültig ab in der Firma, die sein Lebenswerk ist.
Sein designierter Nachfolger ist der ehemalige Nokia-Manager Pekka Ala-Pietilä, der schon einmal Mitglied des Kontrollgremiums war und nun an dessen Spitze rücken soll. Ursprünglich war Punit Renjen für den Posten vorgesehen, aber
der ERP-Anbieter und Renjen hatten unterschiedliche Vorstellungen und trennten sich im Februar dieses Jahr. Plattner ist inzwischen 80 Jahre alt. Offiziell wird er morgen Donnerstag verabschiedet.
1972 als "Systemanalyse Programmentwicklung" gegründet
Heute ist der Konzern mit Sitz in Walldorf Deutschlands wertvollster Dax-Konzern und Europas grösster Softwarehersteller. Mitgründer Dietmar Hopp bezeichnete Plattner einmal beruflich als den besten Gefährten, den er sich vorstellen könne. Plattners Bereitschaft, Dinge anders anzugehen und seine kreative Kraft, technische Prozesse neu zu denken, seien herausragend gewesen.
Plattner einer der reichsten Deutschen
SAP hat Plattner in den Club der reichsten Deutschen gehievt. Der gebürtige Berliner trat als Mäzen in Erscheinung, stiftete enorme Summen in Kunst und Kultur. In Potsdam liess er das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Palais Barberini zum Museum wiederaufbauen – auf eigene Kosten. In Brandenburgs Landeshauptstadt stiftete er das auf Informatik ausgerichtete Hasso-Plattner-Institut.
"Hasso Plattner ist eine Unternehmerlegende, wie wir sie sonst oft nur aus den USA kennen", hatte SAP-Chef Christian Klein seine Verdienste in der Vergangenheit gewürdigt. Plattner sei bereits ein brillanter Programmierer gewesen, als die IT in den Siebzigern noch in den Kinderschuhen steckte. "Er hatte einen so klaren Blick, sagt man, dass er Computer-Programme direkt von seinem Kopf in die damals noch üblichen Lochkarten stanzen konnte", sagte Klein.
Die Lochkarten des ersten SAP-Programms soll Plattner nach Darstellung von Klein wie ein wertvolles Gut stets bei sich getragen haben. Klein beschreibt Plattner so: "Hasso ist ehrgeizig, leidenschaftlich, sucht den Wettbewerb, gibt sich nie zufrieden mit dem Status quo, hat einen scharfen Sinn für die Bedürfnisse des Kunden und ist ein absoluter Teamplayer, wenn es ums Umsetzen geht." Die Prozesse in Firmen neu zu denken und in Software in Echtzeit abzubilden, das sei eine gewaltige Pionierleistung gewesen, die eng mit Plattner verbunden sei.