Scheitert das Glasfaserprojekt Prioris?

11. November 2024 um 11:43
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Gemeinde Schüpfheim im Entlebuch. Foto: Adrian Michael / Wikimedia / Lizenz: CC BY-SA 3.0

Im Westen von Luzern soll ein von Gemeinden finanziertes Glas­faser­netz­werk entstehen. Doch die Zeit rennt und eine Gemeinde ist bereits wieder abgesprungen.

Mit dem Projekt Prioris wollen 22 Gemeinden im Westen von Luzern ein eigenes Glasfasernetz bauen. 13 Kommunen haben dem Vorhaben an der Urne bereits zugestimmt. In fünf Gemeinden steht der Entscheid noch aus. Gebaut wird aber erst, wenn genug Anschlussverträge vorliegen.
Jetzt fordern drei Jungparteien aus Luzern, dass die Grundeigentümer die notwendigen Verträge unterzeichnen, um den Ausbau des Glasfasernetzes im Westen der Region zu fördern und einen Zugang zum schnellen Internet zu ermöglichen.
In ihrem Aufruf bitten die Junge Mitte, die Junge SVP und die Jungfreisinnigen, die Bürgerinnen und Bürger darum, die Anschlussverträge für das Glas­faser­projekt zu unterzeichnen, um den Gemeinden im Entlebuch, Hinterland und Rottal einen Zugang zu schnellem Internet zu verschaffen.
Die Jungparteien betonen, dass es für die ländlichen Gemeinden von entscheidender Bedeutung sei, den Anschluss nicht zu verlieren. Die Wichtigkeit von schnellem Internet als entscheidender Standortfaktor werde in Zukunft weiter zunehmen, heisst es in ihrem Communiqué.

Zeit wird knapp

Derzeit haben laut Prioris etwa 19'000 Menschen im Westen Luzerns nur langsames Internet. Die Gemeinden Doppleschwand, Entlebuch, Escholzmatt-Marbach, Fischbach, Flühli, Grossdietwil, Hasle, Hergiswil bei Willisau, Menznau, Pfaffnau, Romoos, Ruswil und Schüpfheim haben dem Vorhaben bereits zugestimmt.
Für die Umsetzung müssen die Grundeigentümer aber die Anschlussverträge unterzeichnen. Das Projekt ist an die Bedingung geknüpft, dass 60% der Haushalte und Gewerbebetriebe einen Glasfaseranschluss beantragen.
Die Zeit dafür rennt: Die Frist für die Erreichung dieses Ziels beträgt sechs Monate ab Beschluss durch das Stimmvolk und läuft damit schon bald ab, wie die Jungparteien schreiben. In ihrer Mitteilung fordern sie die betroffenen Eigentümer deshalb dazu auf, die Anschlussverträge möglichst schnell zu unterzeichnen.

Vorhaben bröckelt

Neben der schwindenden Zeit hat das Projekt auch an anderen Stellen zu kämpfen. So war beispielsweise die Gemeinde Egolzwil schon von Beginn weg gegen das Vorhaben, weil das Gemeindegebiet für einen Ausbau durch Swisscom "kommerziell attraktiv" war.
Erst kürzlich ist dann laut 'Zentralplus' auch die Gemeinde Willisau aus Prioris ausgestiegen, weil die Stadt von Swisscom einen eigenen Deal erhalten hat. Im Herbst 2025 soll der Glasfaserausbau dort abgeschlossen sein. Rund 90% der Bevölkerung sollen bis dahin an schnelleres Internet angeschlossen sein.

Kritik an Swisscom

Für dieses Vorgehen wird Swisscom von den Jungparteien stark kritisiert. So sagte Florian Thalmann, Präsident der Jungen Mitte Kanton Luzern: "Swisscom torpediert mit dem Vorantreiben des Ausbaus des Glasfasernetzes in den Prioris-Gemeinden das Projekt fundamental, genau in dem Moment, in dem es Fahrt aufnimmt."
Dabei verweisen die Parteien auf den Grundversorgungsauftrag des Unternehmens: "Überall dort, wo der Ausbau des Glasfasernetzes nicht wirtschaftlich ist, wird die Swisscom das Kupfernetz nach 2030 trotzdem sukzessiv ausser Betrieb nehmen, so dass der Bezug von Internet nur über Alternativen wie Mobilfunk und Satelliten möglich ist."
(Mit Material von Keystone-sda)

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