Das Fehlen von Roadmaps, Mängel in der Servicequalität, unzureichende Integration der S/4-Produkte sind drei der Hauptprobleme, die Schweizer SAP-Kundinnen und -Kunden in einer aktuellen Befragung nannten, die von der Interessensgemeinschaft SAP Schweiz (IG SAP) durchgeführt worden ist.
In der Umfrage äusserten die 83 befragten Unternehmen deutliche Kritik an SAP. 97% der Kunden sehen die SAP-Produktstrategie kritisch, steht zum Beispiel im Bericht zur Umfrage. Das Vertrauen der Kunden habe in den letzten 2 Jahren weiter abgenommen. Ebenso verschlechtert haben sich im Vergleich zur Umfrage von 2021 das Verhältnis mit SAP und die Zufriedenheit mit Dienstleistungen.
Zwei Drittel sind mit Konditionen unzufrieden
Fast ein Drittel der Kunden sei mit den Konditionen, Lizenzen und Wartungsleistungen unzufrieden. Mehr als die Hälfte versteht die Preis- und Konditionsliste nicht und jeder Zehnte ist mit dem Support und der Wartungsleistung unzufrieden. Kritisiert wird ebenso, dass SAP die Migration zu Cloud-Lösungen vorantreibt, "auch unter dem Deckmantel der digitalen Transformation". Es sei offensichtlich, dass nur noch diese Produkte aktiv beworben und andere Lösungen vernachlässigt werden.
Die befragten Schweizer SAP-Kunden fordern den ERP-Riesen dazu auf, Klarheit zu schaffen bezüglich Strategie und Roadmaps. Ausserdem müsse die Lizenzierung einfacher und praxisorientierter sein. Für die Migration nach S/4 Hana sollen ausserdem 100% der Lizenzen angerechnet werden. Eine Migration dürfe ohne Mehrfunktion im Vergleich zur bisherigen Installation nicht zu Mehrkosten führen. "Die fixen Erhöhungen für Cloud-Dienste – jährlich +3,3% – behindern die Cloud-Migration und sind zu eliminieren", fordern die Anwender.
65% der Schweizer SAP-Kunden sind noch nicht migriert
Dabei wird die Zeit für die Migration nach S/4 Hana langsam knapp. Das bisherige Kernprodukt SAP ECC6 wird 2027 beerdigt, erweiterten Support gibts noch bis 2030. Diese Möglichkeit habe die Situation verbessert, sagten die IG-SAP-Mitglieder, und man habe dringend notwendige Zeit gewonnen. Und doch gebe es "weiterhin Schwierigkeiten, einen Business Case für die Migration zu berechnen und positiv für das Management darzustellen", heisst es. Die Herausforderung der Firmen bleibe massiv und speziell seien Ressourcen, Kosten und bestehende Projektrisiken nicht zu unterschätzen.
Da verwundert es nicht, dass aktuell immer noch 65% der Kunden auf dem aktuellen SAP-ECC6-System sind, und sich "mit diesem sehr zufrieden zeigen". Immerhin hätten viele Kunden nun eine klarere Vorstellung davon, wie sie ihr Projekt zur Migration von ECC6 auf S/4 Hana planen möchten, als noch vor einigen Jahren.
Zuletzt äusserte auch die deutsche SAP-Anwendergruppe (DSAG)
vergleichbare Kritik. Die Zeit für die Migration werde knapp. Ausserdem befürchtet die DSAG versteckte Preiserhöhungen.