Wo ist der Goldtopf für Twitter und Facebook? Foto: K. Mitch Hodge / Unsplash
Twitter macht die Zwei-Faktor-Authentifizierung per SMS kostenpflichtig, Meta verrechnet die Verifizierung bei Facebook und Instagram. Problematisch ist aber etwas anderes.
Die sinkenden Werbeeinnahmen machen Twitter, Facebook und Instagram zu schaffen. Also suchen die Betreiber dieser Social-Media-Plattformen nach alternativen Umsatzmöglichkeiten.
Den Anfang gemacht hat Elon Musks Twitter: Das Premium-Abo "Twitter Blue", das in der Schweiz mutmasslich in Kürze lanciert wird, wird um die 8 Dollar im Monat kosten. Darüber hinaus hat Twitter die Nutzung der eigenen API kostenpflichtig gemacht.
SMS-Sicherheit nur für zahlende User
Vergangene Woche hat Twitter bekanntgegeben, dass es die Kontosicherung per Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) und SMS nur noch für zahlende Blue-Abonnentinnen und -Abonnenten gibt. Zwar gibt es weiterhin die Möglichkeit, sein Konto mittels Authentifizierungs-App oder Sicherheitsschlüssel kostenlos zu sichern, dennoch führt die Änderung teils zu heftiger Kritik.
Hinter der Anpassung stecken mutmasslich zwei Sachen: Einerseits will Twitter dadurch sein Abomodell pushen, andererseits verursachen für die Verifizieurungs-SMS hohe Kosten, die die Firma wohl sparen will.
Bessere Reichweite wird zum Kauf angeboten
Auch Meta will für seine Plattformen Facebook und Instagram ein kostenpflichtiges Abo einführen. Neben dem üblichen Häkchen eines verifizierten Accounts sollen zum Service auch direkter Zugang zur Kundenbetreuung sowie Schutz vor Nachahmer-Profilen gehören. Das Abo werde zunächst in Australien und Neuseeland eingeführt, schrieb Gründer und Chef Mark Zuckerberg am Sonntag bei Facebook.
Weitere Länder sollen "bald" folgen. Der Preis werde bei 11,99 Dollar liegen, wenn man das Abo im Web bucht. Bei Käufen auf iPhones sollen es 14,99 Dollar sein.
Was beide Abomodelle eint, ist indes nicht nur die Verifizierung. Wer zahlt, erhält mit seinen Postings und Tweets mehr Reichweite. "Tweets von verifizierten Nutzer*innen erhalten Priorität", preist Twitter sein Blue-Abo an. Bei Meta heisst es im aktuellen Blogpost: "Erhöhte Sichtbarkeit und Reichweite durch Prominenz in einigen Bereichen der Plattform – wie Suche, Kommentare und Empfehlungen."
Kommentar: Reichweite kaufen zu können, ist undemokratisch
Inside-IT-Chefredaktor Reto Vogt
Es ist nachvollziehbar, dass sich Meta und Twitter neue Einnahmequellen verschaffen wollen. Premium-Zugänge zu bestimmten Inhalten oder Funktionen sind auch keine neue Erfindung. Wir kennen das fast seit Jahrzehnten aus dem Software-Bereich mit den Freemium-Produkten.
Allerdings halte ich es für überaus problematisch, wenn sich Reichweite und Sichtbarkeit kaufen lassen – vor allem, weil diese Postings wohl nicht als Werbung oder Sponsored Posts gekennzeichnet sein werden, obwohl sie nichts anderes sind.
Für Politikerinnen und Politiker, Influencer und Marketingprofis ist es ein gefundenes Fressen, sich durch ein Abo bei Twitter und eine kostenpflichtige Mitgliedschaft bei Facebook mehr Reichweite für ihre Botschaften kaufen zu können.
Für alle anderen und insbesondere für die Demokratie ist das keine gute Nachricht.