Der Chipkonzern Broadcom will sein Software-Geschäft mit der Übernahme von VMware verstärken. Broadcom bietet 142,5 Dollar pro Aktie, wie am Donnerstag mitgeteilt wurde. Damit würde VMware insgesamt mit rund 61 Milliarden Dollar bewertet. Broadcom übernimmt zudem acht Milliarden Dollar an Schulden von VMware. Der Deal soll in Broadcoms nächstem Fiskaljahr abgeschlossen werden.
Mit dem gemeinsamen Fokus auf technologische Innovation und den beträchtlichen Forschungs- und Entwicklungsausgaben des fusionierten Unternehmens werde Broadcom seinen "Kunden und Partnern überzeugende Vorteile" bieten können, schreibt Broadcom in einer Mitteilung.
VMware gehörte
bis zur Abspaltung im vergangenen Jahr mehrheitlich Dell Technologies. Dessen Gründer, Michael Dell, und die Investmentgesellschaft Silver Lake, die bislang noch 40,2 und 10% an VMware halten, stünden ebenfalls hinter der Transaktion, hiess es in der Mitteilung. Es sei ein "bahnbrechender Moment für VMware", so Michael Dell, und "bietet unseren Aktionären und Mitarbeitern die Möglichkeit, an einem bedeutenden Aufschwung teilzuhaben".
Broadcom gibt VMware-Aktionären die Wahl, den Kaufpreis in bar oder in eigenen Aktien zu erhalten.
Broadcom kauft sich ein Software-Business
Mit der bisher grössten Akquise seiner Firmengeschichte setzt Broadcom seine Einkaufstour der letzten Jahre fort. Dabei steht vor allem Software im Fokus. So übernahm Broadcom 2018 bereits für rund 19 Milliarden Dollar den
Firmensoftware-Anbieter CA Technologies und im Jahr darauf das
Unternehmenssicherheitsgeschäft von Symantec. Der VMware-Deal würde das Software-Geschäft von Broadcom abermals deutlich vergrössern und dann fast die Hälfte des Konzernumsatzes ausmachen.
I zweiten Quartal entfielen 77% des Umsatzes von Broadcom auf Halbleiterprodukte, 23% nahm der Konzern mit Infrastruktursoftware ein. Nach der Übernahme von VMware werde der Softwareumsatz voraussichtlich 49% des Gesamtumsatzes erreichen, heisst es in der Mitteilung.
"Wir freuen uns darauf, dass das talentierte Team von VMware zu Broadcom stösst, um eine gemeinsame Innovationskultur zu kultivieren und einen noch grösseren Wert für unsere gemeinsamen Stakeholder zu schaffen", so Hock Tan, President und CEO von Broadcom.
44% über Schlusskurs
Broadcom lässt sich den Zukauf, dem Aktionäre und Aufsichtsbehörden noch zustimmen müssen, einiges kosten. Das Angebot liegt 44% über VMwares Schlusskurs vom 20. Mai. Das war der letzte Handelstag, bevor US-Medien
erstmals über Übernahmeverhandlungen berichteten.
Die nun offizielle Ankündigung des Deals war am Finanzmarkt dann keine grosse Überraschung mehr und wurde von Anlegern gelassen aufgenommen. Broadcoms Aktien notierten vorbörslich kaum verändert und auch bei VMware gab es zunächst wenig Kursbewegungen.
VMwares alter CEO Gelsinger "etwas erschrocken"
Nachdem die ersten Gerüchte über einen möglichen Deal aufgetaucht waren, erklärte Pat Gelsinger, bis 2021 CEO von VMware, er habe gemischte Gefühle bezüglich der möglichen Übernahme durch Broadcom. Er hoffe, die Übernahme verhelfe dem Unternehmen zu einer "überzeugenden, innovativen Wachstumsgeschichte". Wenn dies jedoch nicht der Fall ist, "dann ist es nicht gut", sagte er
Interview mit 'Bloomberg TV'. Er habe 8 Jahre seines Lebens – "meine Seele" – in VMware gesteckt. Daher sei er "etwas erschrocken", als er die Berichte gesehen habe.