Die beiden Bundesbetriebe Swisscom und Post begeben sich
nach dem Duell ums elektronische Patientendossier erneut in einen digitalen Konkurrenzkampf. Während Swisscom mit seinem E-Signatur-Angebot schon seit Frühling dieses Jahres präsent ist, tritt die Post in Zusammenarbeit mit Tochter Tresorit erst jetzt in den Markt ein.
Gesetzesgrundlage für Online-Verifizierung gibts seit März
Es geht um das elektronische Signieren von Dokumenten durch eindeutig identifizierte Personen. Das Besondere: Seit die Anpassung des Bundesgesetzes für die elektronische Signatur (ZertES) am 15. März 2022
in Kraft getreten war, ist für die Qualifizierung der eigenen Unterschrift kein Behördengang mehr nötig.
Swisscom baut für seine Identifikationslösung auf eine Zusammenarbeit mit Intrum und dem auf solche Lösungen spezialisierten Startup Skribble. Zur Kundschaft zählen laut Angaben des Startups beispielsweise die SBB, die Baloise-Versicherungen sowie Wirtschaftsprüfer und Anwaltskanzleien.
Tresorit bringt End-2-End-Verschlüsselung
Ab Ende Monat ist auch die Tresorit-Lösung verfügbar, wie das Unternehmen mitteilt. Wie Szilveszter Szebeni, Mitgründer des ungarisch-schweizerischen Unternehmens, auf Anfrage erklärt, kümmert sich Swisssign, ebenso eine Post-Tochter wie Tresorit selbst, um den Verifizierungsprozess.
Szebeni erklärt, die eigene Lösung unterscheide sich von jener der Swisscom durch die End-zu-End-Verschlüsselung. Die Verschlüsselung auf Nutzerseite führe dazu, dass Dokumente nie mit Tresorit selbst geteilt würden, also dass das Unternehmen die Daten weder lesen noch darauf zugreifen könne. Swisscom sagt dazu auf Anfrage, dass die Signaturplattform über das TLS-Protokoll End-to-End verschlüsselt sei. "Die Signierenden schicken nicht das Dokument an unseren Signing Service, sondern nur den Hash des Dokumentes", schreibt Sprecherin Sabrina Hubacher. Den Inhalt des signierten Dokumentes würde Swisscom nicht sehen.
Kommt bald die Online-Verifizierung der SwissID?
Nach eigenen Angaben richtet Tresorit sein Angebot an kleinere und mittlere Unternehmen bis hin zu Grosskunden mit tausenden von Arbeitsplatzlizenzen aus. Das Paket für 3 User und25 Unterschriften pro Monat kostet 119 Franken monatlich, wie Szilveszter Szebeni zu inside-it.ch sagt. Voraussetzung zur Nutzung des Angebots ist eine SwissID, die von Verifizierungspartner Swisssign verwaltet und herausgegeben wird.
Interessant dabei ist folgender Aspekt: Noch ist die SwissID mit sämtlichen Funktionen (z.B. zur Anbindung des elektronischen Patientendossiers) nicht per Online-Verifizierung erhältlich. Dass die Online-Verifizierung von Swisssign nun für die E-Signatur erhältlich ist, könnte durchaus darauf hindeuten, dass diese bald auch komplett für die SwissID verfügbar sein wird. Swisssign bestätigt auf Anfrage, dass für die Verifizierung der Signatur wie auch der SwissID dieselbe Technik eingesetzt wird.
Update 1. Dezember 8.45 Uhr: Zusatz zur SwissID eingefügt. Nur einzelne Funktionen sind nicht komplett digital bestellbar. Die SwissID an sich schon.