Das neue sichere Bundes­netzwerk nimmt Form an

6. Februar 2023 um 13:16
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Laut Babs-Projektleiter Peter Schenker geht es nach der Bestandsaufnahme nun an die Umsetzung.

Soeben wurden weitere Gelder für den Netzbau des sicheren Daten­verbund­systems gesprochen. Zudem ist die Stelle der Projektleitung dafür ausgeschrieben. Wir haben beim Babs nach dem Stand des 240-Millionen-Projekts gefragt.

Nach der Initialisierungsphase hat der Bundesrat kürzlich eine zweite Kredittranche von 52,9 Millionen Franken für die Realisierung des nationalen Sicheren Datenverbundsystems (SDVS) freigegeben. Veranschlagt sind für das Gesamtprojekt allein beim Bund bis zur Fertigstellung 2028 rund 240 Millionen Franken – Personal- und Betriebskosten inklusive. Ausserdem wird nun auch die oder der Projektleiter für den Bau des entsprechenden Datennetzes gesucht. Grund genug für inside-it.ch, die Einladung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz (Babs) anzunehmen und sich von den Verantwortlichen über die Fortschritte der seit 3 Jahren laufenden SDVS-Umsetzung vor Ort in Bern informieren zu lassen.
Dabei muss man wissen, dass das Babs drei Vorhaben für Führungs- und Einsatzkommunikationssysteme für die ganze Schweiz hat, erklärt Patrik Gerber, Chef des Geschäftsbereiches Programm-Management in der Babs-Geschäftsleitung. Es handelt sich um das Sicherheitsfunknetz Polycom, das von den BORS (Behörden und Organisationen für Rettung und Sicherheit) genutzt wird; das SDVS, das die kabelgebundene(!) Version der breitbandigen Verbindung von rund 120 Nutzerstandorten bei den Kantonen, dem Bund und den Betreibern der kritischen Infrastrukturen umfasst, sowie das mobile breitbandige Sicherheitskommunikationssystem (MSK).
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Man sei planmässig unterwegs, sagt Patrik Gerber, seit 4 Monaten Chef des Geschäftsbereiches Programm-Management in der BABS-Geschäftsleitung.

Kabel, kein Funk

Das via Glasfaserkabel verbundene krisensicheren Kommunikationssystem für Bund und Kantone SDVS soll ab 2028 die derzeitigen Kommunikationssysteme der Führungsorgane von Bund, Kantonen. Gemeinden und kritischen Infrastrukturen untereinander anbinden und eine bisher fehlende Gesamtdarstellung mit Lagebildern realisieren, wie es schon in der "Botschaft zum Verpflichtungskredit für das nationale sichere Datenverbundsystem" (SDVS) hiess. Dafür sind vor gut drei Jahren vom Parlament 150 Millionen Franken gesprochen worden: Um Sicherheitsdefizite zu beheben, die bei Sicherheitsverbundübungen aufgetreten waren, wie es damals hiess.
Das kabelgebundene SDVS, worauf Babs-Projektleiter Peter Schenker im Gespräch noch einmal zur Unterscheidung von Polycom und MSK hinweist, umfasst gemäss Botschaft vier Teile: Das sichere Datenverbundnetz (SDVN), das Datenzugangssystem (DZS), das Lageverbundsystem (LVS) und den funktionellen Ersatz für das veraltete Meldesystem Vulpus (FEV). Das Fundament für das sichere Datenverbundsystem stelle das sichere Datenverbundnetz ergänzt durch den IP-Zugang (SDVN+) dar. Das SDVN+ soll rund 120 Nutzerstandorte bei den Kantonen, dem Bund und den Betreibern der kritischen Infrastrukturen breitbandig verbinden. Das SDVN+ basiert auf dem Optischen Behördennetz Bund (OBNB), das in der Strategie Netzwerke des Bundes dargelegt ist.
Zur Realisierung sind allein auf Seiten des Bundes neben den SDVS-Projektkosten (150 Millionen Franken) noch Personalkosten von 30 Millionen und Betriebskosten von 60 Millionen Franken veranschlagt. Ambitioniert ist das Projekt deshalb, weil die gesamte Netzinfrastruktur für mindestens 14 Tage den Betrieb gewährleisten soll und zudem gegen Cyber-Attacken geschützt und für einsatzrelevante Anwendungen in der normalen Lage benutzbar sein soll. Ein höchst anspruchsvolles Unterfangen, wie sich daran ablesen lässt, dass nur schon der Ausbau des Notbetriebs der rund 750 Antennen des Polycom-Funknetzes von 8 auf 72 Stunden 41,2 Millionen Franken kosten soll.

Der Ausbau zu SDVN+

Aber zurück zum SDVS: Waren mit dem Verpflichtungskredit von Ende 2019 bereits 14,7 Millionen Franken für die erste Etappe freigeben worden, Schenker spricht von Initialisierungsphase, sollen die nun verfügbaren 52,9 Millionen Franken in die Realisierung, das heisst, "grösstenteils in Bauarbeiten, um Führungseinrichtungen von Bund, Kantonen und kritischen Infrastrukturbetreibern an das sichere Datenverbundnetz anzuschliessen", fliessen. Wobei etwas weniger als 10% dieses Betrags (4,9 Millionen Franken) für die Erneuerung des Meldesystems Vulpus vorgesehen sind, wie man beim Babs Ende letzten Jahres ausführte.
Konkret sei in den vergangenen 3 Jahren bei den zuständigen Stellen beim Bund, in den Kantonen und bei der Armee eine Bestandsaufnahme erfolgt, erklärt Schenker weiter. Das sei unter anderem bei den Einsatzzentralen der Polizeien geschehen, bei den Führungsstäben in den Kantonen, dem Fedpol oder auch bei Bundesstellen, die in Krisenzeiten Führungsaufgaben zu übernehmen haben, wie etwa das BAG (Bundesamt für Gesundheit). Dabei habe sich unter anderem gezeigt, so Schenker weiter, dass die bisher im Teil Datenzugangssystem geplante Layer-3-Basis des SDVN ausgebaut werden müsse. So werde das Netzwerkrouting und der Betrieb des IP-Netzwerks dem SDVN unter dem Kürzel SDVN+ zugeschlagen. Die restlichen Netzwerkstandardservices wie Authentifizierung, Verschlüsselung und Datenablage verbleiben im Datenzugangssystem. Gesamtkostenmässig soll diese Neugruppierung des sicheren Datenverbundnetzes durch den IP-Zugang keine Folgen haben, heisst es dazu beim Babs.
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Anpassungen ohne Kostenfolge

Und während Schenker nun die Rolle des Projektleiters SDVN+ übernimmt, wird zusätzliche Unterstützung für das Vorhaben gesucht. Im Rahmen dieser neuen Stelle geht es darum, für das Projekt Termine einzuhalten, Kosten und Qualität sicherzustellen, die Steuerung und Ergebnisse zu verantworten, so der Jobbeschrieb. Babs-Sprecherin Sandra Walker konkretisiert, dass die gesuchte Projektleitung "für die Umsetzung der Glasfasererschliessung der 120 Standorte beim Bund, den Kantonen und Betreibern kritischer Infrastrukturen zuständig" ist. Es handele sich um eine neue Stelle, wobei derzeit die Rolle noch von Schenker übernommen werde.
Insgesamt, erläutert der Chef Geschäftsbereich Programmmanagement Gerber, dass das Gesamtprojekt SDVN+ zeitlich und finanziell planmässige laufe. Auch starte noch Anfang dieses Jahres die Konzeptphase für die Ablösung des veralteten Meldesystem Vulpus. Dieses Teilvorhaben werde man aber in Zusammenarbeit mit der Polizeiinformatik Schweiz (PTI) durchführen. Insgesamt, so das Resümee beim Babs, gehen die Anpassungen der ursprünglichen Planung für Bund und Kantone kostenneutral über die Bühne.
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Die Roadmap. Quelle: Babs

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