Ende November hatte der Berner Gemeinderat bekannt gegeben, dass das Schulinformatik-Projekt der Stadt
dringend einen Neustart brauche. Ein externer Bericht kritisierte beim Projekt "Base4kids2" unter anderem ungenügend definierte Vereinbarungen zwischen dem Schulamt und dem Lieferanten Abraxas. Zudem seien die Endanwender, die Lehrpersonen, nicht genügend eingebunden worden. Sämtliche involvierten Parteien wären "massiv mehr in der Pflicht gestanden", dem Konzept "zudienende Qualitätskriterien" zu definieren und die Lösungswege danach auszurichten.
Beim Schulamt hiess es bereits zuvor, die Berner Lehrpersonen seien bei der Anwendung der neuen Hard- und Software zu wenig unterstützt worden. Man wolle die Lehrerschaft deshalb mit Spezialisten und "Care Teams" bei der Umsetzung besser begleiten,
was zu Mehrkosten führe.Das 24-Millionen-Projekt Base4kids2 soll jetzt personell und organisatorisch neu aufgegleist werden, wie Bildungsdirektorin Franziska Teuscher (Grünes Bündnis) bei der Präsentation des externen Berichts erklärte. So soll eine externe Projektleitung eingesetzt werden. Teuscher kündigte weiter "rechtliche Abklärungen zum Projekt" an, "insbesondere zur Ausschreibung, zu den Verträgen und zur erfolgten Umsetzung. Ich habe, wie auch andere Involvierte, das Projekt unterschätzt", räumte die Bildungsdirektorin damals ein.
"Wir wollen wissen, wer was entschieden hat"
Nun will zusätzlich auch das Berner Parlament die Probleme bei Base4Kids2 genauer anschauen. Für die Aufsichtskommission des Berner Stadtrates (AK) sei das IT-Debakel mit dem externen Bericht und den Ankündigungen von Teuscher noch nicht aufgearbeitet, berichtet
'Der Bund' (Paywall). "Wir wollen wissen, wer in der Verwaltung was warum entschieden hat", sagte AK-Präsidentin Irène Jordi (GLP) der Zeitung.
Die Kommission habe sich deshalb entschieden, einen Ausschuss aus drei Mitgliedern einzusetzen, um eine Untersuchung durchzuführen. Die genaue Zusammensetzung des Ausschusses werde in der neuen Legislatur beschlossen.
Empfehlungen für den Umgang mit IT-Grossprojekten
Wie Jordi weiter erklärte, sei das Ziel der Untersuchung, in einem Bericht zuhanden des Gemeinderates Empfehlungen für den künftigen Umgang mit IT-Grossprojekten abzugeben. In einem ersten Schritt werde ein Fragenkatalog zuhanden der Bildungsdirektion verabschiedet. Je nach Antworten könne der Ausschuss zusätzliche Akteneinsicht verlangen oder auch Beteiligte befragen.
'Der Bund' vermutet, dass insbesondere die Entscheide im Schulamt und dessen Ressourcen im Fokus der Untersuchung stehen dürften. Anfang Dezember hatte die Schulamtleiterin ihre Mitarbeitenden informiert, dass sie noch vor Ablauf der einjährigen Probezeit bereits wieder gehen werde. Anna Bütikofer hatte ihr Amt erst Anfang 2020 angetreten. Wegen Corona habe Bütikofer bei "Base4kids2" laut Bildungsdirektorin Teuscher aber keine tragende Rolle eingenommen, das Projekt sei von ihrem Abgang nicht betroffen. Die Stelle der Schulamtleitung wird 2021 neu ausgeschrieben.