Bei 'PCtipp' und 'Computerworld' werden 9 Stellen gestrichen. Das sind keine guten Vorzeichen für qualitativen und unabhängigen IT-Journalismus.
17 Jahre ist es mittlerweile her, als ich bei der 'Computerworld' als Praktikant meine ersten Schritte im Journalismus machte und meine berufliche Ausbildung mit dem Volontariat im gleichen Verlagshaus – damals noch IDG – beim 'PCtipp' genoss.
Ich erinnere mich gern an die Zeit zurück, einige der damaligen Kolleginnen und Kollegen sind heute noch dort beschäftigt. Nein, es muss heissen: Waren dort beschäftigt. Wie ich erfuhr, hat der Verlag, heute ist das die Neue Mediengesellschaft Zürich, 9 Menschen gekündigt. Es ist die zweite Sparrunde in kurzer Zeit.
Jede und jeder Zweite muss gehen
Ingo Rausch, Verlagschef der NMGZ
"Das stimmt", sagte Verlagschef Ingo Rausch heute Morgen zu mir am Telefon. "Das ist die Strategie vom Mutterhaus", begründete er den Kahlschlag mir gegenüber. Auch bei der in Ulm beheimateten Ebner Media Group hätten laut Rausch "19 oder 20 Angestellte die Kündigung erhalten".
Nach der Sparrunde verbleiben 8 Personen im Verlag in der Schweiz, also weniger als die Hälfte. 3 davon arbeiten für die Redaktion und sind zuständig für 2 regelmässig erscheinende Print-Magazine sowie 3 Websites. Ebenfalls für die Redaktion arbeitet Christian Bühlmann, der neue Chefredaktor der 'Computerworld'. Dieser sei aber nicht fest angestellt, "sondern auf Mandatsbasis", erklärt Rausch. Deshalb zählt er nicht zum Personalstamm.
'Computerworld' muss Strategie überdenken
Bühlmann sagt mir auf Nachfrage, dass er die Nachricht über den Stellenabbau sehr bedauere. "Wir werden unsere Strategie überdenken und uns mit den verbleibenden Mitteln weiterhin und in gewohnter Qualität auf unsere Leserschaft konzentrieren", verspricht er.
Es ist augenscheinlich, dass das schwierig wird. Die Pläne der Ebner Media Gruppe und folgedessen auch der Neuen Mediengesellschaft Zürich sind es, vorwiegend mit freien Journalistinnen und Journalisten zu arbeiten. "Je nach Themengebiet" sollen diese "aus Deutschland oder der Schweiz kommen", sagt Ingo Rausch. Eine Reduktion des Outputs oder Erscheinungsfrequenzen der Magazine sei jedenfalls nicht geplant. "Daran ändert sich nichts."
Google und Meta grasen viele Werbefranken ab
Mir persönlich tut es leid für die betroffenen Menschen. Einerseits, natürlich, für jene, die nun gehen müssen. Andererseits aber auch für jene, die bleiben. Denn so weiterzuarbeiten, kann keine Freude mehr machen. Ihnen allen wünsche ich nur das Beste.
Qualitativ hochwertigen und unabhängigen Journalismus alleine mit Werbung zu finanzieren, wird immer schwieriger. Erstens, weil in wirtschaftlich schwierigen Zeiten oft beim Marketingbudget gespart wird. Zweitens, weil 2 Milliarden Werbefranken zu Google, Meta und weiteren Big-Tech-Buden fliessen.
Auch bei uns war sparen angesagt
Für uns hatte das auch Konsequenzen: Wir konnten unsere jeweils auf ein Jahr befristete "Junior-Stelle" nicht mehr besetzen und operieren aktuell mit 80 Stellenprozenten weniger als noch in der ersten Jahreshälfte. Darüber hinaus haben wir uns überlegt, wie wir neue Umsatzquellen erschliessen können.
Weil ich überzeugt bin, dass es für die öffentliche Meinungsbildung zentral ist, dass sich alle möglichst barrierefrei informieren können, gibts bei uns weder Paywall noch Loginpflicht. Aber wer unsere Arbeit und unsere Inhalte schätzt, kann uns ab sofort freiwillig unterstützen.
Ich hoffe, dass 'Computerworld' und 'PCtipp' möglichst gut durch diese schwierige Zeit kommen und dass die Qualität nicht allzu stark unter den Entscheiden der Verlagshäuser leidet. Konkurrenz belebt schliesslich das Geschäft und motiviert auch uns, jeden Tag noch einen Zacken besser zu werden.