Von einem kleinen Büro direkt an der Limmat ist der Google-Standort in Zürich zum grössten ausserhalb der USA gewachsen. Am Erfolg beteiligt waren auch zahlreiche Schweizer Persönlichkeiten.
Im Jahr 2004 dominierten auf Google noch massenhaft Suchanfragen zu Telefonbüchern, SMS-Sprüchen oder Routenplanern. Auch das Wort "googeln" tauchte in diesem Jahr zum ersten Mal im Duden auf. Im April desselben Jahres eröffnete der Tech-Konzern in Zürich seinen ersten Forschungs- und Entwicklungsstandort in Europa.
Ein Verständnis dafür, wie die damals der breiten Bevölkerung noch weitgehend unbekannte Technologie des US-Konzerns die Welt verändern könnte, gab es damals noch nicht. So sprach '10 vor 10'-Moderator Stephan Klapproth in einem sehenswerten Beitrag zur Eröffnung des neuen Standorts am Limmatquai von "Internet-Freaks", die sich die Suchmaschine zu Nutze machten.
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums hat Google zu einem Medienanlass am Sitz an der Europaallee in Zürich geladen. Mit dabei waren Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Forschung sowie zahlreiche langjährige Mitarbeitende des Konzerns, darunter auch Urs Hölzle, einer der ersten Angestellten von Google und Gründervater des Zürcher Standorts.
Kleines Büro in Zürich
"Bis 2002 hat im Wesentlichen immer alles gebrannt", sagte der Informatiker mit Mastertitel von der ETH Zürich und Doktortitel der Universität von Stanford. Zu dieser Zeit habe es bei Google gar keine Ressourcen für längerfristige Pläne gegeben. Erst als klar wurde, dass sich die Technologie global durchsetzen werde, habe man sich die Frage gestellt, wo man einen weiteren Forschungs- und Entwicklungsstandort aufbauen könnte. Die Wahl ist schlussendlich auf Zürich gefallen.
Urs Hölzle. Foto: Claudio Thoma / Google
Reto Strobel, Director Video Ads, und Ralph Keller, Google Lens Team Lead, konnten sich noch gut an diese Anfangszeit erinnern. So musste beim Einzug am Limmatquai etwa das Server-Rack mit einem Umzugskran über das Fenster ins vorgesehene Büro transportiert werden, weil die Geräte nicht in den Lift gepasst haben und zu schwer waren, um die Treppe hochgetragen zu werden.
Einmal drin, gingen die Probleme dann auch gleich weiter. So musste die Tür zum Serverraum jeweils offen gelassen werden, weil der Server ansonsten überhitzt ist. Das wiederum führte dazu, dass während dieser Zeit das ganze Büro den Lärmemissionen ausgesetzt war. Im Mai 2005 musste dann mehr Platz her und Google zügelte in ein grösseres Büro an der Freigutstrasse in der Nähe des Bahnhofs Enge.
Technologische Errungenschaften
2006 hat Google den Luzerner Geodaten- und Internetkarten-Spezialisten Endoxon übernommen. Diese Übernahme bildete die Grundlage für viele Innovationen auf Google Maps. 2007 wurde mit Google Transit ein Projekt in Zusammenarbeit mit den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) ins Leben gerufen. Damit können die Abfahrtszeiten der Bahn direkt auf Google abgefragt werden. Eine Funktion, die mittlerweile auch in Google Maps integriert ist.
2008 nahm das Geschäftsmodell von Google dann so richtig Fahrt auf und in Zürich wurden erneut grössere Büros nötig. So zog es den amerikanischen Teck-Konzern ins Hürlimann-Areal, ebenfalls im Zürcher Enge-Quartier. Damals entstand dort der zweitgrösste Standort des Unternehmens überhaupt. 2016 nahm dort die Forschungs- und Entwicklungsabteilung "Google Research Europe" mit Fokus auf Maschinelles Lernen ihren Hauptsitz.
2009 startete Google Street View in der Schweiz und rief den Eidgenössischen Datenschützer auf den Plan. 2011 wurde ein Projekt für virtuelle Museumsbesuche ins Leben gerufen. Heute kann mit "Google Arts & Culture" beispielsweise das Olympische Museum Lausanne in Lausanne, die Fondation Beyeler, das Kunsthaus Zürich oder die Tonhalle Zürich digital besucht werden.
Weiterer Ausbau
2017 eröffnete Google an der Europaallee am Zürcher Hauptbahnhof ein weiteres neues Büro. Der Standort am Hürlimann-Areal blieb dabei bestehen. 2018 unterzeichnete das Unternehmen zudem einen Rahmenvertrag zur verstärkten Forschungskooperation mit der EPFL in Lausanne. Eine ähnliche Zusammenarbeit im Bereich der Forschung existiert auch schon länger mit der ETH Zürich. Im Frühjahr 2024 wurde diese Zusammenarbeit mit dem ETH AI Center vertieft.
Im Jahr 2020 haben die ersten fünf Schweizer Lernenden eine Lehre im Bereich "Applikationsentwicklung EFZ" bei Google abgeschlossen. In den Folgejahren wurde das Ausbildungsprogramm laut dem Unternehmen laufend ausgebaut. Demnach absolvieren aktuell 56 Lernende ihre Ausbildung bei Google Schweiz.
Auch die Anzahl der Mitarbeitenden hat sich bis 2023 stetig vergrössert. Doch dann folgte eine grössere Entlassungswelle. 5% der Belegschaft oder rund 250 Personen mussten das Unternehmen verlassen. Heute seien am Standort Zürich rund 5000 Mitarbeitende aus 85 Nationen tätig, hiess es an der Medienveranstaltung.
Gut für Schweizer Wirtschaft
Neben den langjährigen Google-Angestellten gehörten auch Christine Antlanger-Winter, Country Director von Google Schweiz, Monika Rühl, Direktorin von Economiesuisse, sowie Joël Mesot, Präsident der ETH, zu den Teilnehmenden des Jubiläumsanlasses. Sie betonten in einer Podiumsdiskussion die Bedeutung von Google für den Wirtschaftsstandort Schweiz.
Monika Rühl, Urs Hölzle Direktorin, Christine Antlanger-Winter und Joël Mesot. Foto: Claudio Thoma / Google
So haben beispielsweise viele ehemalige Google-Mitarbeitende inzwischen selbst Startups in der Schweiz gegründet oder wurden Professorinnen oder Professoren an den hiesigen Hochschulen. Stand heute wurden demnach bereits 115 Unternehmen von ehemaligen Mitarbeitenden von Google Schweiz gegründet. Damit seien über 1700 Arbeitsplätze geschaffen worden, so die Hochrechnung von Google.