22 Plattformen von 6 Unternehmen fallen unter den Digital Markets Act der EU. Diese haben noch
bis am 7. März Zeit, die durchaus komplexen Vorgaben der EU umzusetzen. Diese verlangen nämlich, in bestimmten Situationen die Interoperabilität ihrer Dienste sicherzustellen. Alternativ dazu müssen sie es Nutzern ermöglichen, Services von Drittanbietern ausserhalb der eigenen Plattform zu beziehen.
Konkret bedeutet dies beispielsweise, dass Chatapps wie Whatsapp oder Facebook-Messenger eine Schnittstelle zu anderen Apps wie Threema oder Signal anbieten müssen – wenn diese das verlangen. Ebenso müssen die App-Stores von Apple und Google dafür sorgen, dass zum Beispiel Abonnemente für Apps nicht zwingend innerhalb dieser Stores abgeschlossen werden müssen.
Threema und Signal äussern Bedenken
Vergleichbare Anpassungen müssen alle 22 Dienste vornehmen, die von der EU als "Kernplattform" eingestuft werden.
Von dieser Liste gestrichen wurden kürzlich übrigens Apples Messaging-Dienst iMessage, Microsofts Online-Suchmaschine Bing, der Webbrowser Edge und der Online-Werbedienst Microsoft Advertising – aus relativ diffusen Gründen.
Die Idee hinter der Gesetzgebung ist es, die Marktdominanz von Big Tech zu brechen. Doch in der Praxis zeigt sich nun, dass die Auswirkungen zumindest im Bereich Messaging geringer sind, als vielleicht erwartet. Gegenüber der '
NZZ' sagte Martin Blatter, Gründer und CEO von Threema, dass er die Öffnung von Whatsapp nicht einfordere. "Wir wollen das Sicherheitsrisiko, das von Meta ausgeht, nicht eingehen", zitiert ihn die Zeitung. Ähnlich klingt es von Signal: "Andere Apps, die nicht die gleichen Datenschutzstandards wie Signal haben, hätten Zugriff auf grosse Mengen von Benutzerdaten. Diese Daten könnten dann auf eine Weise verwendet oder verkauft werden, die nicht mit der Mission und den Werten von Signal übereinstimmt".
Von Telegram und weiteren Messaging-Anbietern fehlen vergleichbare Stellungnahmen. Die tiefgreifendsten Änderungen dürfte der Digital Markets Act ohnehin im Bereich der Appstores nach sich ziehen. Dort gehts schliesslich auch um das meiste Geld.