Mit einer neuen Kampagne will der Kanton Zürich zusammen mit ICT-Berufsbildung und weiteren Organsiationen den Frauenanteil in der ICT erhöhen. Denn dieser bewegt sich seit Jahren auf einem sehr tiefen Niveau. Gleichzeitig nimmt der Fachkräftebedarf zu. In der ICT-Lehre seien es 14% Frauen, in der IT-Berufswelt 17%, in der Softwareentwicklung gerade einmal 11%, sagte Volkswirtschaftsdirektion Carmen Walker Späh vor Medien. "Das ist einfach zu wenig. Da muss sich etwas ändern."
Denn der Kanton Zürich sei ein starker Innovationsstandort, die Wirtschaft technologiegetrieben. Ausserdem verfüge man in der Region über ein starkes KI-Ökosystem. Die Digitalisierung und Innovation werden immer wichtiger und Wirtschaft, Gesellschaft und die Politik nachhaltig verändern, "ob wir wollen, oder nicht", führte Walker Späh aus. Es könne nicht sein, dass Frauen in diesem Umfeld dermassen untervertreten seien. Hinzu komme – und das sei nicht nur eine Nebenbemerkung – dass man hier von gut bezahlten Zukunftsberufen spreche.
Das Anliegen habe somit einen Gleichstellungsaspekt, verfolge aber auch das Ziel, den ständig beklagten Fachkräftemangel zu bekämpfen, so die Volkswirtschaftsdirektion.
Das ewige Bild vom programmierenden Nerd
Im Rahmen der Medienkonferenz wurde vom Amt für Wirtschaft und dem Amt für Arbeit Zürich, Digitalswitzerland, der Taskforce4women und ICT-Berufsbildung eine gemeinsame neue Kampagne vorgestellt. Diese stützt sich auf eine Studie von Zutt & Partner. Diese ging der Frage nach, welche Bilder den ICT-Beruf prägen.
Frage man Berufsleute nach ihrer Sicht auf den Job, unterscheide sich bei Männern und Frauen das Bild vom eigenen Beruf gar nicht so stark nach Geschlecht. Männer wie Frauen empfinden ihn als inspirierend, innovativ und lebendig. Sie fühlten sich sicher, ausgeglichen und seriös. Aber, und hier liege das Problem: Motive, die für Mädchen und Frauen wichtig seien, würden von aussen kaum gesehen. Die Aussensicht ist geprägt von Motiven, die für Männer wichtiger seien. Entsprechend gebe es eine Diskrepanz, so das Fazit von Studienautor Philipp Zutt. Das verzerrte Bild habe sich als fixes Muster in vielen Köpfen festgesetzt und beeinflusse die Berufswahl, ergänzte er. Es führe dazu, dass viele Frauen sagen: "Computer sind nichts für mich."
"Es ist ein Marathon"
"Die Berufe sind in der Realität vielseitig, kreativ, flexibel und erfordern zudem ein grosses Ausmass an sozialen Kompetenzen", sagt Elisa Marti, Leiterin Kommunikation und Marketing bei ICT-Berufsbildung Schweiz. Genau hier soll die Kampagne ansetzen. "Aber es ist ein Marathon", betonte Regerungsrätin Walker Späh vor Medien. Man sei sich bewusst, dass es mit einer Kampagne nicht getan ist, sagte auch Serge Frech,
scheidender Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz. "Dazu sitzen die Bilder zu tief."
"Als Verband setzen wir dort an, wo wir einen Unterschied machen können: als Unterstützer für Lehrbetriebe, in unserem Netzwerk und in der Kommunikation", so Frech.
Eine neue Landingpage bei ICT-Berufsbildung soll Mädchen besser abholen und ihnen zeigen, dass sie am richtigen Ort sind. Die Erkenntnisse der Studie wolle man zudem auf Social Media nutzen.
Im Rahmen der Kampagne stellen die Initianten Unternehmen und Lehrbetrieben
eine Toolbox zur Verfügung, die basierend auf der Studie erarbeitet wurde. Diese zeigt unter anderem Dos and Don'ts bei Stelleninseraten.