Die ursprünglich gemeinsam mit der Stadt Zürich und dem Kanton Basel-Stadt entwickelte Software Citysoftnet hat die Stadt Bern schon sehr viel Geld gekostet. Inside-it.ch berichtete 2022 in einer ausführlichen Recherche über die
Verzögerungen und Mehrkosten des IT-Projekts. In Bern wurde Ende 2023 ein
weiterer Nachkredit für das Fallführungssystem gewährt. Mittlerweile hat die Stadt über 20 Millionen Franken in eine Software gesteckt, die ihren Zweck offenbar immer noch nicht ordentlich erfüllen will.
Eingeführt wurde die Lösung in der Stadt Bern im Amt für Erwachsenen- und Kindesschutz (EKS) und dem Sozialdienst. Die Arbeit damit ist aber eine grosse Herausforderung, berichtet
'Der Bund' (Paywall). "Wir werden unseren Klientinnen und Klienten nicht mehr gerecht", wird eine Person aus der Verwaltung zitiert. Aufgrund der Probleme mit der Software erhielten bedürftige Personen Mahnungen oder Kündigungsandrohungen für ihre Wohnungen und Versicherungen.
Man könne sich nicht sicher sein, dass nach dem Erfassen einer Rechnung die Auszahlung auch funktioniert, so eine Quelle. "Nach einem Klick konnte man sich einen Kaffee holen", wird eine andere Quelle zitiert. Es sei ein einziges Durchkämpfen. Offenbar werden dringende Mahnungen deshalb auf der Post mit Bargeld beglichen.
Schwierigkeiten führen zu Kündigungen
Die einst als "Generationenprojekt" angekündigte Lösung verursacht in Bern seit dem Launch Probleme. Nach dem Start sprachen die Verantwortlichen noch von "unerwarteten Problemen", die man rasch lösen würde. Später wurde versucht, diese mit
zusätzlichem Personal anzugehen.Auch der Tätigkeitsbericht der Ombudsstelle der Stadt Bern zeigt. "Am Ende des Berichtsjahres waren die grossen Herausforderungen für das Sozialamt und für das EKS bei Weitem noch nicht gelöst." Es gebe grosse Pendenzenberge im EKS und im Sozialamt, unzufriedene Klientinnen und Mitarbeitende sowie Erkrankungen und Kündigungen.
Gegenüber dem 'Bund' betonen die zuständigen Gemeinderäte, dass Citysoftnet nicht frühzeitig eingeführt worden sei. Die Lösung sei
umfangreich getestet worden. "Die Software konnte eingeführt werden und funktioniert grundsätzlich", zitiert die Zeitung aus einer Stellungnahme. Es gebe aber noch Optimierungsbedarf und technische Probleme zu beseitigen.
Update (20.6): In einer ersten Version dieses Artikels hiess es mit Berufung auf den Zeitungsbericht, Zürich und Basel würden vorerst auf die Einführung von Citysoftnet verzichten. Dies ist nicht korrekt. Der entsprechende Abschnitt wurde korrigiert. In einer aktualisierten Version beim 'Tages-Anzeiger' heisst es weiter, Zürich wolle den Einführungstermin will Ende Juni bekanntgeben.