Der Glasfaserstreit der Swisscom mit der Eidgenössischen Wettbewerbskommission (Weko) kommt auf die Zielgerade. Die Wettbewerbshüter haben dem Telekomkonzern den Antrag ihrer Verfügung zugestellt.
Der Konzern habe jetzt bis ungefähr Mitte September Zeit zu einer Stellungnahme, sagte Weko-Direktor Patrik Ducrey am 2. August auf Anfrage der Nachrichtenagentur 'AWP'. Auch wenn Swisscom eine Fristverlängerung beantragen sollte, könnte die Weko wahrscheinlich noch in diesem Jahr einen definitiven Entscheid fällen. Das hänge allerdings auch von den Änderungsanträgen von Swisscom ab.
Weko stoppte Swisscom-Ausbau
Das Verfahren dauert schon länger: Im Dezember 2020 hatten die Wettbewerbshüter den Glasfaserausbau von Swisscom mit vorsorglichen Massnahmen gestoppt. Denn die Kartellwächter halten die von Swisscom geänderte Netzarchitektur mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht für wettbewerbswidrig. Die Weko pocht auf einen Ausbau mit einer Zuleitung für jeden Haushalt.
Nur so können Swisscom-Konkurrenten den Kunden eigene Internetangebote machen, die sich von jenen von Swisscom unterscheiden, und beispielsweise höhere Surfgeschwindigkeiten anbieten als der "Blaue Riese". Zudem erhält so jeder Haushalt eine Direktleitung in die Telefonzentrale und muss sich nicht die Zuleitung mit den Nachbarn teilen.
Allerdings ist diese Bauweise teurer, als nur eine Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht vor den Häusern zu verlegen. Swisscom hat aus Kostengründen die billigere Variante gewählt und trotz des Vetos der Wettbewerbshüter lange daran festgehalten. Allerdings scheiterten die Einsprachen des Branchenprimus gegen die vorsorglichen Massnahmen der Weko bis hinauf zum Bundesgericht.
500'000 Anschlüsse blockiert
Im vergangenen Oktober hatte Swisscom im Glasfaserstreit mit der Weko
eine Kehrtwende vollzogen. Denn der Druck durch hunderttausende blockierte Anschlüsse, die nicht in Betrieb genommen werden dürfen, wurde zu gross. Neu baut der Konzern wieder Direktleitungen von der Telefonzentrale bis zu den Haushalten.
Swisscom rüstet auch freiwillig "alte" Glasfaseranschlüsse um, wie der Konzern im April
gegenüber inside-it.ch bestätigte. Man werde ausnahmslos "alle P2MP-Anschlüsse umbauen". Swisscom habe sich entschieden "auch P2MP-Glasfaseranschlüsse, welche heute nicht gesperrt und somit vermarktbar sind, in P2P-Architektur umzubauen".
Insgesamt waren Ende März 2023 rund
500'000 Glasfaseranschlüsse blockiert, die nur eine Zuleitung für mehrere Haushalte haben. Das sind 9% aller Haushalte. Swisscom will diese blockierten Anschlüsse nun teilweise umbauen. Insgesamt sind in der Schweiz 43% der Haushalte mit den ultraschnellen Datenleitungen erschlossen. 100% wären laut Swisscom-Angaben 5,45 Millionen Anschlüsse.