Haufenweise Daten, an denen medizinische Forschungseinrichtungen interessiert wären, fallen beispielsweise in Spitälern an. Die 4 universitären Spitäler in Zürich, das Universitätsspital Zürich, das Universitäts-Kinderspital Zürich, die Universitätsklinik Balgrist und die Psychiatrische Universitätsklinik sowie die Universität und die ETH Zürich wollen nun eine gemeinsame Plattform zum Austausch dieser Daten entwickeln. Für die Entwicklung zuständig ist
das 2019 gegründete gemeinsame Forschungszentrum "The Loop Zurich".
Wenn jemand auf der Intensivstation liegt,
schreibt 'ETH News' in einem Artikel zum Projekt, überwachen zahlreiche Geräte den Gesundheitszustand. Zwischendurch erfolgt vielleicht eine Magnetresonanztomographie und im Hintergrund werden im Labor Blutproben ausgewertet. Dabei fallen pro Person auf einer Intensivstation jeden Tag rund 20 MB an Daten an, in speziellen Situationen sogar bis zu 100 GB.
Wenn die betroffenen Patientinnen oder Patienten einer Nutzung dieser Daten zustimmen, sollen sie in Zukunft zentral gespeichert werden, so dass alle Beteiligten darauf zugreifen können. Der Aufbau dieser biomedizinischen Informatikplattform soll bis 2025 erfolgen.
Wichtig für die Entwicklung des Medizinstandorts
"Ziel ist es, einen effizienten, einfachen Datenaustausch für alle beteiligten Forschenden zu garantieren. Das ist eine wichtige Basis für die langfristige Entwicklung des Medizinstandortes Zürich", lässt sich dazu Michael Krauthammer, Medizininformatiker an der UZH und Co-Projektleiter der Biomedizin-Plattform zitieren. Der zweite Projektleiter auf Seiten der ETH Zürich ist der Biomedizininformatiker Gunnar Rätsch. Seine Gruppe entwickelt einerseits KI-Algorithmen, die aus biomedizinischen Daten lernen und für die Gewinnung neuer Erkenntnisse genutzt werden können. Andererseits arbeitet sie an Methoden, um grosse genomische oder medizinische Datensätze zu analysieren.
Die beteiligten universitären Spitäler werden, wenn die Plattform betriebsbereit ist, ihre für jedes Forschungsprojekt erhobenen Daten an die neue Plattform senden, schreibt 'ETH News'. Dort werden alle Daten zusammengeführt, gespeichert und harmonisiert. Das heisst, sie werden in ein Format gebracht, das den Austausch zwischen den einzelnen Spitälern erlaubt. In die Plattform sollen auch bestehende Biobanken mit Patientendaten, unter anderem aus Gewebeproben, integriert werden.
Zudem sollen nicht nur Daten aller Spitäler zusammen analysiert werden können. Auch dabei entwickelte Algorithmen eines Spitals, beispielsweise zur Erkennung von bestimmten Krankheiten auf Röntgenbildern, sollen über die Plattform für andere Spitäler zugänglich werden.
Die zentrale Datenspeicherung werde gleichzeitig auch noch günstiger sein als die bisherige dezentrale Speicherung, sagen die Projektverantwortlichen.
Integration in schweizweite Plattform
Die zukünftige Zürcher Datentauschplattform werde zudem den Standards entsprechen, wie sie derzeit
im Rahmen des Swiss Personalized Health Network (SPHN) entwickelt werden. Das SPHN soll für Forschungszwecke einen schweizweiten Austausch von medizinischen Daten ermöglichen. Die Zürcher Plattform werde über eine Schnittstelle direkt in die landesweite Lösung integriert werden können, so 'ETH News', und könnte zu einem nationalen Vorbild für die datenzentrierte Forschung werden. Zudem soll sie zur interdisziplinären Forschungszusammenarbeit zwischen Ingenieurwissenschaften, Medizin und Informatik beitragen .