Broadcom hat nach der Übernahme von VMware umgehend das bisherige Vertriebsmodell des weltweit grössten Anbieters von Virtualisierungssoftware einschneidend verändert. Zeitlich unbeschränkte Lizenzen werden in Zukunft
nicht mehr angeboten und auslaufende Supportverträge dafür nicht mehr verlängert. In den neuen Abonnementen werden viele Produkte gebündelt. Kunden müssen alle bezahlen, auch wenn sie nur einen Teil verwenden wollen. Zudem will Broadcom Grosskunden ohne den Einbezug von Partnern
direkt bedienen und viele bisherige VMware-Produkte
nicht mehr anbieten.
Der europäische Cloud-Betreiberverband CISPE, der
auch mit Microsoft im Clinch liegt, bezeichnet diese Massnahmen als "brutal". Insgesamt würden sie einer einseitigen Beendigung von bestehenden Verträgen entsprechen. Viele Cloud-Provider hätten keine Klarheit darüber, ob sie nach dem 1. April 2024 noch VMware-Produkte lizenzieren können. Kunden, denen Broadcom neue Verträge angeboten habe, würden berichten, dass sie dafür bis zu zwölfmal mehr bezahlen müssten, als bisher.
Viele Cloud-Provider haben ihren Kunden bisher VMware-Umgebungen in der Cloud angeboten, welche diese verwenden, um ihre virtualisierten Applikationen darin laufen zu lassen. Ohne Support von VMware können die Provider diese Umgebungen kaum mehr anbieten. Und Support gibt es über kurz oder lang nur noch für im Abonnement bezahlte Softwarebündel.
Provider und ihre Kunden gefährdet
Mehrere Mitglieder, schreibt CISPE, hätten signalisiert, dass sie bald bankrottgehen werden, wenn sie keine VMware-Produkte mehr lizenzieren und anbieten könnten. Bei einigen der Mitglieder mache dieses Geschäft über 75% des Umsatzes aus.
Auch Kunden, so der Verband, von Grossunternehmen über Behörden bis zu KMU und Startups würden durch die neuen Vertragsbedingungen und starken Preiserhöhungen bedroht und könnten teilweise ihre Services oder ihr ganzes Geschäftsmodell nicht aufrechterhalten.
VMware beherrsche etwa 45% des Marktes für Virtualisierungssoftware, so CISPE. Der neue Besitzer Broadcom versuche diese Vormachtstellung auszunützen. Wettbewerbsbehörden, Gesetzgeber und Gerichte in ganz Europa sollten deshalb die Aktionen von Broadcom umgehend untersuchen. Ansonsten drohe eine starke Dezimierung der europäischen Cloud-Provider-Branche und damit auch eine starke Reduktion der Wahlmöglichkeiten für Kunden.