"SAP lässt On-Premises-Kunden im Regen stehen"

5. September 2023 um 11:46
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Die Interessengemeinschaft SAP Schweiz stört sich stark an der Cloud-Only-Strategie des ERP-Anbieters und den damit verbundenen Preiserhöhungen.

Bereits Anfang August wehrte sich die deutsche SAP-Anwendergruppe (DSAG) gegen "exorbitante Preiserhöhungen", die der ERP-Anbieter zuvor kommuniziert hatte. Die Anwender kritisierten insbesondere die Drängelei zur Cloud und eine "180-Grad-Wende" beim ERP-Konzern. Im Vorfeld ihres Jahreskongresses betonte die DSAG deshalb, dass Kunden mehr Unter­stützung bei der Cloud-Migration brauchen.
Nun meldet sich auch die Interessensgemeinschaft SAP Schweiz (IG SAP CH) zu Wort: "Die kürzlichen Ankündigungen von Preiserhöhungen und einem 180-Grad-Strategie-Wechsel in Richtung Cloud-Only-Lösungen kommen bei den Kunden ähnlich schlecht an, wie im 2008 die Geschichte mit den Wartungsmodellen", schreibt die Organisation in einer Mitteilung. Damals wurde die Wartung der Software auf ein teures Modell reduziert und der Preis dafür um 30% erhöht.

Innovationen fallen weg

Diesmal sei es aber noch schlimmer, findet die IG SAP CH. Mit den Programmen "Rise with SAP" und "Grow with SAP" schneide der Konzern seinen On-Premises-Kunden "den Innovationsnerv ab" und lasse sie damit "im Regen stehen". Mittel- bis langfristig müssten diese Kunden auf strategisch wichtige Innovationen verzichten, schreibt die Interessen­gemeinschaft. Das sei ein herber Schlag für alle On-Prem-Kunden und SAP-Hoster.
Gerade dass der Zwang für Cloud-Lösungen mit markanten Preiserhöhungen verbunden ist und damit die Abhängigkeiten von SAP weiter steigen, sorgt bei der IG SAP CH für Kritik. Ein Kunde wird zitiert: "Wir haben eben mit hohen Kosten unser SAP auf S/4 umgestellt. Wie sollen wir gegenüber unserem Management argumentieren, dass in absehbarer Zeit nochmals neue Migrationskosten auf uns zukommen?"

Mehr Transparenz gefordert

Es gebe viel Aufklärungsbedarf, da konkrete Begründungen, Konsequenzen und somit Transparenz für die Kundschaft fehlen, schreibt die Interessengemeinschaft. "Unsere bisherigen Anfragen an SAP sind im Sande verlaufen. Dabei wäre gerade jetzt proaktive Kommunikation gefordert." Bereits im Mai äusserten die Schweizer SAP-Kunden ihre Unzufriedenheit gegenüber dem Konzern. Eine entsprechende Anfrage wurde vom Unternehmen gemäss der IG SAP CH bis heute noch nicht beantwortet.
Die Interessengemeinschaft ist der Meinung, dass der ERP-Anbieter mit seinen einseitigen Ankündigungen zu weit geht und seine Marktmacht missbraucht. Dies könnte auch Konsequenzen nach sich ziehen, weil in der Schweiz immer noch mehr als 90% der SAP-Kunden mit On-Premises oder mit gehosteten Umgebungen über Hyperscaler arbeiten. Es könne nicht sein, dass ein Kunde gezwungen werde, seine gut funktionierende Umgebung mit hohen Mehrkosten in die Cloud zu transferieren, heisst es von der IG SAP CH.


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