Die Stiftung galt lange als Speerspitze für ein "gesundes Internet" und von Open Source. Doch ihr Vorzeigebrowser Firefox hat stetig an Popularität verloren – auch bei unserer Leserschaft.
Am 15. Juli 2003 wurde in Kalifornien die Mozilla Foundation gegründet. Die Stiftung erklärte es zu ihrer Mission, "das Internet offen und für alle zugänglich zu halten". Mozilla stehe "für ein gesundes Internet ein, in dem Privatsphäre, Offenheit und Inklusion normal sind". Die Non-Profit-Organisation wolle Browser, Apps, Quellcode und Werkzeuge entwickeln, "für die Menschen über dem Profit stehen".
Bereits zuvor war 1998 nach dem Zusammenschluss von Netscape und AOL Time Warner die Mozilla Organisation gegründet worden, die sich um die Entwicklung der Mozilla Application Suite kümmerte. Am 15. Juli 2003 wurden dann der Code des Netscape-Browsers und die Rechte an den Marken Mozilla und Bugzilla in die neue Stiftung überführt.
Google zahlt (fast) alles
Der auf dem Netscape-Quellcode basierende Browser Phoenix wurde in einer ersten Version schon ein Jahr zuvor veröffentlicht. Dieser wurde später in Firebird umbenannt und anschliessend, im Februar 2004, mit der Version 0.8 in Firefox, dem ersten – und wichtigsten – Produkt unter Obhut der Stiftung für die Betriebssysteme Windows, Mac und Linux. Kurze Zeit später folgte Version 1.0 des E-Mail-Clients Thunderbird.
Im August 2005 erfolgte die Gründung des kommerziellen Unternehmens Mozilla Corporation durch die Foundation, welches sich ab dann um die Entwicklung, die Vermarktung und das Sponsoring der beiden Produkte kümmerte. Bis heute ist die Haupteinnahmequelle ein Deal mit Google, der die Suchmaschine des Konzerns zur standardmässigen Search Engine bei Firefox macht. Die Vereinbarung machte 2020 immer noch 86% des Mozilla-Umsatzes von 466 Millionen Dollar aus.
Inside-IT-Leserschaft: Firefox abgeschlagen hinter Chrome und Safari
Entwicklung des Firefox-Logos. Grafik: 100 Logos
Firefox etablierte sich schnell als sichere und stark personalisierbare Open-Source-Alternative zum damals dominierenden Internet Explorer, auch dank den unzähligen Freiwilligen, die an der Entwicklung mitarbeiteten, und unabhängigen Developern, die Erweiterungen zur Verfügung stellten. 2008 titelte inside-it.ch euphorisch: "Firefox-Download-Day: Server gehen in die Knie". Auf dem Höhepunkt betrug 2009 der Browser-Marktanteil von Firefox in Deutschland 60%. Seither sinkt er stetig, vor allem seit 2012 der Konkurrent Chrome auftauchte. Im "Firefox-Vorzeigeland" betrug er im Mai 2022 aber laut Statista immer noch 22%, und der Rückgang hat sich seit 2020 stabilisiert und in eine leichte Zunahme verwandelt.
Weltweit liegt der Marktanteil je nach Erhebung zwischen 4% und knapp 8%, in der Schweiz bei 8,5%. Dies deckt sich in etwa mit den Browser-Vorlieben unserer Leserinnen und Leser: In den letzten 6 Monaten besuchten inside-it.ch rund 43% der Leserschaft über Chrome, 35% über Safari, 11% via Edge und 7% über Firefox.
Der grosse Flop Firefox OS
Firefox OS Smartphone.
Schuld am Rückgang ist auch, dass Mozilla anfänglich den Smartphone-Boom verschlief und erst 2010 respektive 2015 mit Firefox-Versionen für Android und iOS startete. Zudem zeigten sich viele User mit Handling und Performance der Mobile-Version anfänglich nicht zufrieden. Zwischenzeitlich entwickelte Mozilla sogar ein eigenes Betriebssystem Firefox OS für mobile Geräte und wollte ein eigenes Smartphone für den Preis von 25 Dollar auf den Markt bringen, an dem auch Schweizer Telcos Interesse zeigten. Doch bereits nach 2 Jahren wurde die Weiterentwicklung von Firefox OS 2016 wieder eingestellt.
Es war der wohl grösste Flop in der Mozilla-Geschichte, aber nicht der einzige: der Datentransfer-Dienst Firefox Send wurde ebenso eingestellt und das IoT-Projekt Webthings abgestossen. Als Erfolg hat sich hingegen die Programmiersprache Rust gezeigt, die jedoch 2021 in eine eigene Stiftung überführt wurde. Zuvor hatte die Mozilla Corporation 2020 aufgrund einer Umstrukturierung und Sparmassnahmen 320 Mitarbeitende, ein Viertel der Belegschaft entlassen.
Unsichere Zukunft, doch CEO Baker ist zuversichtlich
19 Jahre nach der Gründung stehen die Stiftung wie auch die Corporation alles andere als vor einer sicheren Zukunft. Zwar wird versucht, mit neuen, bezahlten Premium-Diensten wie Mozilla VPN, Firefox Relay oder für das Mozilla Developer Network, mehr Einnahmen zu erzielen und die Abhängigkeit von Google zu reduzieren – der Suchmaschinen-Deal endet 2023. Diese Einnahmen stiegen 2020 um 150%, machen aber erst 14% des Gesamtumsatzes aus.
Mitchell Baker.
Mozilla-CEO Mitchell Baker gibt sich trotzdem zuversichtlich. "Von der Architektur von Sicherheits- und Datenschutznetzwerken bis hin zur Überwachungsökonomie, künstlicher Intelligenz, Identitätssystemen, Kontrolle über unsere Daten, dezentralisiertes Auffinden von Webinhalten und Desinformation", schrieb sie in einem Blogbeitrag, "spielt Mozilla eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Produktlösungen, die den Herausforderungen in diesen Bereichen begegnen."