

Vor 25 Jahren: Google erblickt das Licht der Welt
29. September 2023 um 10:48Google hat einen weiten Weg hinter sich: aus der Garage an die Börse und vom moralischen "don't be evil" zum vagen "do the right thing".
Am 27. September 1998 wurde Google der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Suchmaschine des damals 2-köpfigen Unternehmens sollte das Internet... nun ja: "revolutionieren". "Dass ein Student im ländlichen Indonesien Zugang zu denselben Informationen hat wie ein Professor in Stanford, war revolutionär und hat das Leben und unsere Welt zum Besseren verändert", sagt der heutige Google-CEO Sundar Pinchai zum 25-jährigen Jubiläum.
Unbestritten: Google hat das Internet auf den Kopf gestellt und ein Tool entwickelt, das die Suche im Internet radikal erleichtert. Ob die Welt damit eine bessere geworden ist, steht auf einem anderen Blatt.
Die Geschichte geht auf jeden Fall so:
Ende der 1990er lernen sich die Doktoranden Sergey Brin und Larry Page im Informatikprogramm der Stanford University kennen. In ihren Schlafsälen arbeiten sie gemeinsame am Prototypen einer Internet-Suchmaschine, um das World Wide Web besser zugänglich zu machen. So zumindest erzählt es Googles PR-Abteilung heute. Und dazu passte auch das damalige Motto: "Don't be evil."
Vieles habe sich seither geändert, aber die Aufgabe sei dieselbe geblieben, teilt Google zum Jubiläum mit und schreibt zur Aufgabe romantisch: "Die Informationen der Welt zu organisieren und sie universell zugänglich und nützlich zu machen." Aus Google eine Geldmaschine zu machen, dürfte aber auch keine untergeordnete Rolle gespielt haben. Entsprechend ist die Firma längst zum Weltgiganten angewachsen. Googles Mutter Alphabet ist heute mit 1,67 Billionen US-Dollar bewertet und setzte mit ihren fast 182'000 Mitarbeitenden im letzten Jahr rund 283 Milliarden Dollar um.
Aus der Garage ins Büro
Erstmal aber mieten sie sich Brin und Page in eine Garage in Kalifornien ein und lancieren eine Suchmaschine unter dem Namen "Backrub". 1998 taufen sie diese in Google um. Der Name leitet sich aus "Googol" ab, einer mathematischen Bezeichnung für eine Eins mit hundert Nullen, die für Brin und Page die unendliche Informationsfülle des Internets symbolisiert. Interesse an einer Maschine, die diese Fülle erschliessen soll, gibt es damals unter Firmen aber wenig.
So sah die Google-Suche einst aus.
Das Startkapital beträgt laut der Legende 1,1 Millionen Dollar. Und das Produkt findet seine User: Bald bezieht Google ein Büro in Palo Alto und stellt acht Beschäftigte ein. Der Schweizer Urs Hölzle stösst 1999 dazu, er trägt die Mitarbeiternummer 8. Die Suchmaschine verzeichnet nun bereits rund 500'000 Suchanfragen täglich, was durch eine Partnerschaft mit AOL und Netscape in den kommenden Jahren versechsfacht wird.
Im Jahr 2004 wird "googeln" in den Duden aufgenommen. "Mit Google im Internet suchen, recherchieren", heisst es dort. Im Frühling 2007 gilt Google als wertvollste Marke der Welt – und hängt damit Coca Cola und Microsoft ab. Die Suchmaschine verzeichnet nun auch mehr User als die Internetpräsenz von Microsoft oder als Wikipedia. Die Produkte-Familie aus dem Hause Google wird mehr und mehr ergänzt: Maps, Gmail, Chrome, Android, Google Cloud… Stillstand ist im Hause Google verboten.
Von "gut" zu "richtig"
2015 soll Alphabet Struktur und Diversität ins Geschäft bringen. Mit dem Dachkonzern wird auch "Don't be evil" durch "Do the right thing" ersetzt, ein Motto, das sich leichter ohne ethische Implikationen deuten lässt.
Bis heute verdient Google vor allem mit Online-Werbung Geld und sammelt für gezielte Inserate fleissig Daten von den Internet-Userinnen und -Usern. Das brachte dem Konzern nicht nur negative Schlagzeilen und empörte Nutzende ein, sondern auch mehrfach Geldstrafen von Datenschützerinnen und Wettbewerbshütern: die beiden jüngsten Strafen belaufen sich auf 4,1 Milliarden Euro und 400 Millionen Dollar.
Die marktbeherrschende Stellung wird in jüngster Zeit im Rennen um Künstliche Intelligenz infrage gestellt, eine Technologie, die die Datensammlung und Monopolisierung am Endpunkt nochmals zu verstärken droht. Wer das Rennen gewinnt, dürfte die Geschichte der "besseren Welt" im Internet und anderswo weiterschreiben.
Google-CEO Sundar Pichai auf jeden Fall ist von seinem Erfolg überzeugt. Seine Lobesrede zum Jubiläum endet mit folgenden Worten: "Und wenn im Jahr 2048 irgendwo auf der Welt ein Teenager auf all das schaut, was wir mit KI aufgebaut haben, und mit den Schultern zuckt, dann wissen wir, dass wir erfolgreich waren."
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