Deutsches Bundesland wirft Microsoft raus und setzt auf Open Source

5. April 2024 um 10:02
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Das Kieler Rathaus. Foto: Diego Delso / Wikimedia unter CC BY-SA 4.0 DEED

In einem ersten Schritt wechselt die Verwaltung von Schleswig-Holstein auf Libre Office, später soll Windows durch Linux ersetzt werden. Digitale Souveränität sei mit proprietären Produkten nicht möglich.

Das norddeutsche Bundesland Schleswig-Holstein setzt auf Open Source statt auf Microsoft. Wie die Regierung mitteilt, führe man als erstes Bundesland einen "digital souveränen IT-Arbeitsplatz in der Verwaltung" ein. Die Sicherstellung der digitalen Souveränität sei mindestens so wichtig wie Energiesouveränität, lässt sich Schleswig-Holsteins Digitalisierungsminister Dirk Schrödter (CDU) zitieren.

Digitale Souveränität mit Microsoft-Produkten geht nicht

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Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei und Digitalisierungsminister
Die öffentlichen Budgets sollen nicht mehr nur für Lizenzgebühren aufgewendet werden, sondern "in echte Programmierungsleistungen" und damit "Wertschöpfung und Arbeitsplätze vor Ort" fliessen, heisst es in der Mitteilung weiter. Mit den aktuellen Produkten des Standard-IT-Arbeitsplatzes sei die digitale Souveränität nicht zu erreichen. Deshalb habe das Bundesland den Umstieg zu freien, quelloffenen Open-Source-Systemen für die 30'000 Arbeitsplätze in der Landesverwaltung beschlossen. Ausserdem wolle Schleswig-Holstein eigene Entwicklungsergebnisse ebenfalls unter freien Lizenzen veröffentlichen.
In einem ersten Schritt werde Microsoft Office durch Libre Office ersetzt. Dieser Schritt erfolge kurzfristig und sei für Ministerien und Behörden verpflichtend. Ausnahmen seien möglich, wenn der Umstieg aus "technischen oder fachlichen Gegebenheiten" nicht zeitnah erfolgen könne. Ein niederschwelliges Schulungsangebot sei vorhanden.

Linux wird auf 30'000 Arbeitsplätzen installiert

Anschliessend folgt der Umstieg von Windows auf Linux. Weitere Bestandteile des "digital souveränen IT-Arbeitsplatzes" seien der Einsatz von Open-Source-Produkten wie Nextcloud und Open Xchange zur Ablösung von Sharepoint und Exchange. Vorgesehen ist darüber hinaus die Konzeption eines Open-Source-basierten Verzeichnisdienstes, der statt Microsoft Active Directory zum Einsatz kommen soll.
Auch die deutsche Bundesregierung setzt zumindest teilweise auf Open Source. Als CMS kommt dort Typo3 zum Einsatz. Ebenso will die Stadt München Open-Source-Projekte fördern. Das eigene Projekt "Limux" in der Verwaltung hatte die Stadt aber 2013 abgeschossen und 2022 die letzten Desktops wieder auf ein Windows-Betriebssystem migriert. Darüber hinaus gibts in den Städten Dortmund und Hamburg vergleichbare Projekte.

Bislang nur wenige Open-Source-Versuche in Behörden in der Schweiz

Demgegenüber stehen Aktivitäten im Kanton Uri, wo das Parlament 2019 die Regierung beauftragte, eine Strategie zum Einsatz von Open Source Software zu erarbeiten.

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