Wie der 'Mitteldeutsche Rundfunk' (MDR) berichtet, soll sich Intel
endgültig für den
Standort seiner zweiten europäischen Chipfabrik entschieden haben. Dem Bericht zufolge soll die Wahl auf die Stadt Magdeburg gefallen sein. In der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt sei bereits seit Monaten über eine Ansiedlung des US-Halbleiterherstellers spekuliert worden. Die Stadt habe sich dabei gegen Dresden, die bayrische Kleinstadt Penzing und andere europäische Orte durchsetzen können, schreibt der '
MDR'.
Die neue Fabrik soll im Industriegebiet Eulenberg von Magdeburg gebaut werden. Bereits im vergangenen November berichtete der '
MDR' über den möglichen Standort: Das 300 Hektar grosse Gelände läge direkt an der Autobahn A14, gelte als "Filetstück" und biete ausgezeichnete Ansiedlungskonditionen für Investoren. Diese Marketingattribute scheinen schlussendlich auch Intel überzeugt zu haben, schreibt die Rundfunkanstalt. Mit dem Bau der Produktionsstätte sollen in der Stadt Magdeburg über 1000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Politischer Hintergrund
Im Zuge des derzeit herrschenden
Chip-Mangels und den EU-Bemühungen für eine eigene Halbleiterproduktion will Intel nach Irland eine zweite Produktionsstätte in Europa eröffnen. Der Länderverbund will das Vorhaben insgesamt mit einem zweistelligen Milliardenbetrag unterstützen. Davon erhofft sich die EU mehr technologische Eigenständigkeit und Unabhängigkeit im Chipbereich, schreibt 'MDR'. Bis im Jahr 2030 soll Europa in der globalen Chipindustrie einen Marktanteil von 20% anstreben. Die Ansiedlung von Intel steht in direktem Zusammenhang mit dem
Chips Act der EU, der europäische Produktionsstätten mit öffentlichen Geldern fördert.
Grosse Investitionen
Die aktuelle Strategie von Intel sieht vor, dass das Unternehmen
bis 2025 wieder weltweit führender Hersteller von Halbleiter-Chips ist. Neben zwei
geplanten Fabriken in den USA hat das Unternehmen dazu auch die Übernahme des israelischen Chiphersteller
Tower für 5,4 Milliarden Dollar bekannt gegeben. Die getätigten Investitionen sollen Intel dabei helfen, eine Organisation aufzubauen, die sich speziell auf die Produktion von Computerchips für Drittunternehmen fokussiert, schreibt '
Reuters'.
Hartnäckig halten sich auch Gerüchte, dass Intel an einer Übernahme von Arm interessiert sei. Eigentlich wollte der Konkurrent
Nvidia das britische Halbleiter- und Software-Design-Unternehmen aufkaufen,
scheiterte jedoch an den Aufsichtsbehörden in
Grossbritannien und den
USA.
Intel-CEO Pat Gelsinger meinte dazu, dass Intel an einer Beteiligung interessiert wäre, sofern ein Konsortium entstehen würde, das Arm übernehmen würde. Intel sei bis jetzt zwar kein grosser Nutzer von Arm, könne es aber durch eine Übernahme oder eine Beteiligung durchaus werden, sagte er gegenüber 'Reuters'. Aus wettbewerbsrechtlicher Sicht dürfte sich ein Zukauf durch Intel aber als nicht weniger problematisch herausstellen als jener von Nvidia.
Neuer GM für die EMEA-Region
Um die geplanten Investitionen in Europa voranzutreiben, hat Intel mit Frans Scheper einen General Manager und President für die EMEA-Region ernannt. Als solcher soll er zukünftig für das Gesamtgeschäft und das Wachstum des Unternehmens verantwortlich sein, während die Produktionskapazitäten ausbaut werden, schreibt der Chiphersteller in einer Mitteilung. "Ich freue mich, das Wachstum von Intel in der EMEA-Region an einem so entscheidenden Punkt für die Zukunft der Region zu leiten", sagte der neue GM dazu.
Scheper kommt von österreichischen Halbleiterhersteller Ams Osram zu Intel. Dort war er gemäss der Mitteilung als Vorsitzender und Executive Vice President des Bereichs Opto Semiconductors tätig. Er bringe umfangreiche europäische und internationale Markterfahrung mit und hatte bis dato auch Vorstandspositionen bei Ween Semiconductors, NXP Semiconductors und die Position des CEO bei Nexperia inne.